Montag, 25. November 2024

Finswimming | Im Rausch der Geschwindigkeit

Mit viel Kraft und der richtigen Technik jagen Finswimmer wie Delfine durchs Wasser. Das Tempo bei dieser Disziplin ist atemberaubend.

VDST Längere Strecken bewältigen Finswimmer komplett unter Wasser. Dabei verwenden sie kleine Pressluftflaschen.

Wer kann schon von sich behaupten, schneller zu schwimmen als Michael Phelps, Sarah Sjöström oder Florent Manaudou? Flossenschwimmer können das. Ihre Sportart ist die schnellste Fortbewegungsart des Menschen im Wasser nur unter Ausnutzung der eigenen Muskelkraft. Angetrieben durch die Vibrationen einer riesigen Monoflosse pflügen Finswimmer mit Geschwindigkeiten durchs Wasser, von denen die besten Schwimmerinnen und Schwimmer der Welt nur träumen können. In 15 bis 17 Sekunden legen sie eine 50-Meter-Bahn zurück, für 100 Meter benötigen die Besten nur 35 bis 40 Sekunden.

Die Monoflosse aus Fiberglas ist das Herzstück dieses Sports. Das sowjetische Militär entwickelte den Turboantrieb in den 1960er-Jahren, um seine Kampftaucher schneller zu machen, und bediente sich dabei der Natur. Die der Schwanzflosse von Walen und Delfinen nachgeahmte Monoflosse war den bis dahin bekannten Tauchflossen in Sachen Geschwindigkeit haushoch überlegen. Rasch entwickelte sich eine neue Sportart mit den ersten Weltmeisterschaften 1976 in Hannover. Bei den Titelkämpfen dominieren meist die Athletinnen und Athleten aus Russland, die sind jedoch aktuell von der Teilnahme ausgeschlossen. Profis gibt es außerdem in Südkorea, China und Ungarn.

Weltrekorde im Finswimming

Stand: 8. November 2023
DisziplinDistanzMännerFrauen
Surface50 m15,0016,94
100 m33,7138,02
200 m1:18,651:25,41
400 m2:55,573:12,10
800 m6:13,536:46,79
1.500 m12:09,7413:01,48
Apnoe50 m13,7015,10
100 m31,2434,46
400 m2:40,402:56,48
800 m5:46,966:18,38

Halb schwimmen, halb tauchen

Die deutschen Wettkampf-Finswimmer sind im Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) organisiert und echte Amateure. Erfolge feiern sie trotzdem. 14 Medaillen (3 x Gold, 3 x Silber, 8 x Bronze) gewannen die VDST-Sportler bei den Weltmeisterschaft 2022 in Cali (Kolumbien). Bei den letzten World Games in Birmingham (USA) gelang ihnen fünfmal der Sprung aufs Podium. Der Leipziger Max Poschart hält mit 33,71 Sekunden aktuell den 100-Meter-Weltrekord in der Disziplin Surface. Über 1.500 Meter hielt ein anderer Leipziger, Sven Lützkendorf, jahrelang die Bestmarke in 12 Minuten und 13 Sekunden.

VDST Eleganz und schnell: das ist Finswimming.

Obwohl es auf den ersten Blick so aussieht, als käme es nur auf eine kraftvolle Beinarbeit an, ist Finswimming Ganzkörpersport. „Rumpfkraft spielt eine entscheidende Rolle, außerdem sind Ausdauer, Schnelligkeit und natürlich Technik wichtig“, erklärt Lutz Riemann, der ehemalige Bundestrainer. „Die Delfinbewegung beginnt bei uns im Schulterbereich und überträgt sich in einer harmonischen Welle auf Hüfte, Beine und Flosse.“ Im Wettkampf sieht das so aus: Nach dem Sprung vom Startblock strecken die Athleten die Arme strömungsgünstig nach vorn, während ihre Körper und Beine so schnell wie möglich für Antrieb sorgen. Eine sehr dynamische und ästhetische Art der Fortbewegung im Wasser.

Absage für Paris und Los Angeles, Hoffen auf 2032

Die Wettkämpfe laufen im Großen und Ganzen ab wie beim Schwimmen, nur dass es vor dem Start eine ganze Weile dauert, bis die Sportler ihre Flossen angelegt haben und bereit für den Start auf dem Block stehen. Die Strecken bei den Beckenrennen reichen von 50 bis 1.500 Meter. Außerdem gibt es nur zwei Disziplinen: Surface und Apnoe (in Deutschland auch FS=Flossenschwimmen und ST=Streckentauchen). Bei Variante eins „tauchen“ die Athleten an der Wasseroberfläche und atmen durch einen Frontschnorchel. Die Apnoe-Variante findet bis auf die Rollwende komplett unter Wasser statt, was für Zuschauer von Schwimmveranstaltungen etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Sportler haben bei dieser Disziplin ab der 100-Meter-Distanz eine kleine Pressluftflasche dabei, die sie in ihren nach vorn gestreckten Händen halten. Es ist die schnellere der beiden Disziplinen, weil die Verwirbelungen im tiefen Wasser geringer sind und das Tempo dadurch höher.

Alle paar Jahre wieder keimt bei vielen Finswimmern die Hoffnung von Olympia auf. Doch weder in Paris 2024 noch vier Jahre später in Los Angeles wird diese Disziplin vertreten sein. Vielleicht ist es 2032 in Brisbane soweit. Langweilig wird den Speedtauchern aber auch ohne Olympia nicht. Nächstes Jahr steht als Höhepunkt die Weltmeisterschaften in Belgrad an. 2025 finden die nächsten World Games in China statt.

Die Monoflosse
Die Monoflosse ­ermöglicht die hohen Geschwin­dig­keiten durch eine bis zu 1­5-mal größere Antriebsfläche als nackte Füße. Im Spitzenbereich kommen ­individuelle Maßanfertigungen aus Fiberglas und ­Gummi zum Einsatz, die ­locker ein paar Hundert Euro kosten. Für Sprint, Mitteldistanzen und Langstrecke verwenden Fin­swimmer Mono­flossen mit unterschiedlichen Härtegraden.

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Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.

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