Die Dopingenthüllungen der ARD-Dopingredaktion zogen weite Kreise. Ein Fehlverhalten der Welt-Anti-Doping-Agentur habe es laut einem externen Ermittler aber nicht gegeben.
Im April veröffentlichten die Sportschau und die New York Times eine Recherche, aus der hervorging, dass 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer Anfang 2021 positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet wurden. Konsequenzen für die Sportler oder den chinesischen Verband gab es damals keine, dafür jedoch viel Kritik an der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA.
Um den Fall und ein mögliches Fehlverhalten der WADA zu klären, wurde ein externer Ermittler beauftragt. Der ehemalige Staatsanwalt Eric Cottier aus der Schweiz stellte weder eine Bevormundung der Schweiz fest, noch kritisierte er die Entscheidung der WADA, dem Fall weiter nachzugehen. Das geht aus einem Zwischenbericht hervor.
„In einem anderen Land hätte sich niemand dafür interessiert“
Ein Abschlussbericht von Cottiers Untersuchung soll in den kommenden Wochen erstellt werden, laut WADA hatte der Schweizer seit Ende April Zugang zu allen vorliegenden Unterlagen. WADA-Präsident Witold Banka sieht in der Arbeit seiner Agentur keine Fehler. Stattdessen würde der Fall „als geopolitisches Werkzeug eingesetzt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Das sei nicht neu. Er sei „sehr traurig, dass uns Leute diese wirklich fürchterlichen Dinge vorgeworfen haben“, so Banka weiter. „Wenn ein solcher Fall in einem anderen Land als China passiert wäre, hätte sich niemand dafür interessiert.“
Anders sieht es Travis Tygart, Geschäftsführer der US-Anti-Doping-Agentur USADA. Er bemängelt gegenüber dpa, dass die „meisten kritischen Fragen“ in dem Bericht des Ermittlers nicht beantwortet würden. „Das ist nicht überraschend, da die WADA selbst den Ermittler ausgewählt und den äußerst begrenzten Umfang der Untersuchung festgelegt hat, was eine sinnvolle Überprüfung verhindert hat“.
Für die chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmer scheint der Fall derweil weiterhin abgeschlossen. Elf Schwimmerinnen und Schwimmer im Olympiateam für Paris wurden schon mindestens einmal positiv auf verbotene Substanzen getestet.