Zwei Wochen lang kämpften die besten Schwimmerinnen und Schwimmer der Welt in Budapest gegeneinander, ermittelten ihre Weltmeisterinnen und Weltmeister. Einige Champions von 2019 verzichteten im nacholympischen Jahr auf die Titelkämpfe. Andere, wie US-Star Caeleb Dressel, mussten die Weltmeisterschaften aus medizinischen Gründen vorzeitig beenden. Weltklasseleistungen gab es so einige zu bewundern, einige Athletinnen und Athleten bleiben nach den Wettkämpfen aber besonders im Gedächtnis.
Die Youngsters
Zu den jungen Stars der Weltmeisterschaft gehört ohne Zweifel Summer McIntosh. Mit 15 Jahren gewann sie in Budapest ihre ersten WM-Medaillen auf der Langbahn: Gold über 200 Meter Schmetterling und 400 Meter Lagen, Silber über 400 Meter Freistil und Bronze als Teil der kanadischen 4 x 200 Meter-Freistil-Staffel. Auf sich aufmerksam machte das junge Talent aber nicht erst in der ungarischen Hauptstadt. Schon bei den Olympischen Spielen in Tokio trumpfte die damals noch 14-Jährige mit einem vierten Platz über 400 Meter Freistil, Platz neun über die halbe Distanz und einem elften Rang über 800 Meter Freistil auf. Mit ihren Erfolgen in Budapest hat sich McIntosh endgültig ins Blickfeld der Schwimmwelt geschwommen.
Ebenfalls ein junger Star der WM ist David Popovici. Mit 17 Jahren schwamm der Rumäne über 100 und 200 Meter Freistil zum Weltmeistertitel und war damit der jüngste männliche Schwimmer, der bei der WM ganz oben auf dem Podest stand. Seine Siegerzeit über die 100 Meter waren solide 47,58 Sekunden. Noch schneller war Popovici im Halbfinale, als er in 47,13 Sekunden einen neuen Juniorenweltrekord aufstellte. Damit ist er nur noch 0,22 Sekunden vom 13 Jahre alten Weltrekord des Brasilianer César Cielo entfernt.
Mit Léon Marchant griff über die Lagenstrecken ein neuer Franzose ins Wettkampfgeschehen ein. Nach einer Vorlaufzeit von 4:09,09 Minuten steigerte sich der 20-Jährige im Finale auf 4:04,28 Minuten und platzierte sich damit in der ewigen Weltrangliste auf dem zweiten Platz hinter niemand Geringerem als Michael Phelps, der in 4:03,84 Minuten den Weltrekord hält. Auch über die halbe Distanz schwamm Marchant ganz oben aufs Podium, eine Silbermedaille sicherte er sich zudem über 200 Meter Schmetterling. Mit seinen beiden Goldmedaillen ist Marchant nun der dritte französische Schwimmer, der zwei Weltmeistertitel bei einer WM gewinnen konnte, bisher war das nur Laure und Florent Manaudou gelungen.
Eine Klasse für sich
Für einen Weltrekord in beeindruckender Manier sorgte Kristof Milak über seine Paradestrecke 200 Meter Schmetterling. Bei seiner Heim-WM bewies der Ungar wieder einmal, dass er eine Klasse für sich ist. Schon nach der ersten Hälfte der Wettkampfstrecke wendete er mehr als zweieinhalb Sekunden vor dem Feld, nach der kompletten Distanz betrug sein Vorsprung 3,03 Sekunden.
Seine Gegner langsam erscheinen ließ auch 1.500-Meter-Freistil-Weltmeister Gregorio Paltrinieri aus Italien. Auf der Außenbahn schwamm der Italiener lange Zeit auf Weltrekordkurs und musste die imaginäre Linie erst auf der letzten Bahn davonziehen lassen. Seine Endzeit von 14:32,80 Minuten bedeutete schließlich einen neuen Europarekord. Ebenso dominant auf der langen Freistilstrecke war US-Schwimmerin Katie Ledecky. Nach Platz eins über 400 und 1.500 Meter Freistil sicherte sie sich auch über 800 Meter die Goldmedaille und verteidigte ihren WM-Titel damit zum vierten Mal in Folge. Ledecky ist damit die erste Schwimmerin überhaupt, die fünfmal in Folge bei einer WM über dieselbe Strecke ganz oben auf dem Podest stand. Ihre Zeit von 8:08,04 Minuten war zusätzlich auch ihre schnellste Zeit seit 2018 und die fünftschnellste Zeit einer Schwimmerin überhaupt.
Die Routiniers
Zum ältesten Vize-Weltmeister bei den Titelkämpfen in Budapest schwamm sich Nicholas Santos. Mit 42 Jahren sprintete der Brasilianer über 50 Meter Schmetterling hinter US-Star Caeleb Dressel zur Silbermedaille, die sein viertes Langbahn-Edelmetall über diese Strecke bedeutete. 2015 und 2017 gewann er bereits die Silbermedaille über 50 Meter Schmetterling, 2019 schlug er auf dem Bronzerang an. Seit mehr als zehn Jahren schwimmt auch die schnelle Schwedin Sarah Sjöström in der Weltspitze mit. Auf den kurzen Strecken führt kaum ein Weg an der 28-Jährigen vorbei. In Budapest speckte Sjöström ihr Programm etwas ab und verzichtete auf einen Start über 100 Meter Schmetterling. Der Plan ging auf. Mit zwei Weltmeistertiteln über 50 Meter Freistil und 50 Meter Schmetterling sowie Silber über 100 Meter Freistil darf die Schwedin nun 19 Einzel-WM-Medaillen ihr Eigen nennen, nur eine weniger als Michael Phelps. Über die Schmetterling-Sprintstrecke verteidigte Sjöström ihren Titel zum dritten Mal.
Comeback
2012 schwamm Ruta Meilutyte mit nur 15 Jahren zu Olympiagold über 100 Meter Brust, ein Jahr später wurde sie mit Weltrekord Weltmeisterin über diese Strecke. Nachdem die Litauerin mit Depressionen zu kämpfen hatte, zog sie sich 2019 aus dem Leistungssport zurück. Ihr Comeback feierte sie bei litauischen Meisterschaften auf der Kurzbahn, als sie eine Zeit ins Wettkampfbecken brachte, die bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften für Gold gereicht hätte. Bei der WM trat die mittlerweile 25-Jährige das erste Mal wieder international in Erscheinung. Beeindruckender als ihre Bronzemedaille über 100 Meter Brust war ihr Auftritt über die halbe Distanz. In 29,70 Sekunden blieb sie nur 22 Hundertstel über ihrer Bestzeit (die damals Weltrekord bedeutete) und gewann damit die Goldmedaille.
Der Pechvogel
Pech bei den Weltmeisterschaften hatte Shyna Jack aus Australien. Nach dem WM-Sieg mit der 4 x 100 Meter-Freistil-Staffel bereitete sich die 23-Jährige auf ihren Einzelstart über 100 Meter Freistil vor, als sie mit einem anderen Schwimmer zusammenstieß und sich den Mittelhandknochen brach. Die Wettkämpfe waren für die Australierin damit beendet, für eine Operation flog sie zurück in ihre Heimat.