Freitag, 19. April 2024

Der Retter des Kummerower Seeschwimmens

Früher war Martin Hofmann Wasserballer. Der Tausendsassa hat in diesem Winter das Eisschwimmen für sich entdeckt – und will jetzt zusammen mit Gleichgesinnten das Kummerower Seeschwimmen retten.

Martin Tschepe Mit allen Wassern gewaschen: Martin Hofmann.

Dieser Typ ist ein Macher und Selfmademan. Martin Hofmann war mal Wasserball-Jugendnationalspieler. Das ist länger her, zur Wendezeit 1989/90. Damals lebte und spielte er in Leipzig. Mehrere Verletzungen hatten den Sportler damals abrupt ausgebremst. Tschüss Wasserball! Komplett aufgehört mit dem Schwimmen hat Hofmann, Jahrgang 1975, aber nie länger als für ein paar Jahre. Immer wieder hat er zurückgefunden zu seinem Sport. Man könnte sagen, er sei ein wenig verrückt. Verrückt nach Wasser. 2015, erzählt Hofmann, sei er richtig fit gewesen für die Querung des legendären Ärmelkanals, habe aber leider „kein Ticket bekommen“. In diesem Winter 2022/23 hat der gelernte Raumausstatter, der nie in diesem Beruf gearbeitet hat, das Eisschwimmen für sich entdeckt und ist bei den German Championships Zollhaus Open im sächsischen Neuhermsdorf gestartet. Jetzt also hat Martin Hofmann ein neues Projekt. Zusammen mit ein paar Gleichgesinnten will er das Kummerower Seeschwimmen wiederbeleben.

Kummerower Seeschwimmen (30. Juli 2023)

Das Rennen über 2,5 Kilometer führt von Salem am Ostufer des Sees in das das malerisch am Ostufer gelegene Örtchen Kummerow. Was viele „echte“ Freiwasserschwimmer freuen dürfte: Neoprenanzüge und andere „Hightech-Material-Bekleidung“ sind laut Ausschreibung nicht zugelassen. Die Startgebühre beträgt 25 Euro, für alle Schwimmerinnen und Schwimmer unter 18 Jahren 15 Euro. Wer sich erst am Wettkampftag anmeldet, bezahlt 30 Euro. Alle Starter bekommen eine Badekappe, warme Getränke, ein Mittagessen sowie den Bustransfer zum Start, eine Medaille, eine Urkunde und „ein kleines Präsent“. Nicht ganz unwichtig für viele Sportler: es soll eine Altersklassenwertung geben. Die Teilnehmerzahl ist auf 200 begrenzt, es gilt ein Zwei-Stunden-Zeitlimit.

Nächstes Jahr selber schwimmen

Ein paarmal war Hofmann als Teilnehmer beim Kummerower Seeschwimmen in Mecklenburg-Vorpommern dabei. Er lebt ganz in der Nähe dieses mit gut 32 Quadratkilometern achtgrößten See in Deutschland. 2019 – vor Corona – wurde die Veranstaltung vor toller Naturkulisse letztmals ausgetragen. Nun zeichnete sich ab, dass die Ausrichter nicht mehr in die Puschen kommen. Es drohte das Aus, ausgerechnet in dem Jahr, in dem sich die Gemeinde Kummerow höchst offiziell die „Seegemeinde“ nennen darf. Das darf doch nicht wahr sein! Dachten sich Hofmann und die Macher des Stavenhagener Kultur- und Kunstvereins, die nun als Veranstalter einspringen. Die Gemeinde Kummerow werde die Organisatoren unterstützen, sagt Martin Hofmann. Er habe zwar große Lust, selber wieder mitzuschwimmen am Sonntag, dem 30. Juli. Doch bei der Neuauflage werde er vermutlich am Ufer bleiben und sich um einen möglichst reibungslosen Ablauf des Seeschwimmens kümmern.

Privat Das Schwimmen führt einmal quer durch den Kummerower See (Archivbild)

„2024 bin ich dann wieder im Wasser dabei“ – mit dieser Aussage wäre auch die Frage nach einer längerfristigen Perspektive für das Seeschwimmen im Nordosten der Republik beantwortet. Martin Hofmann ist halt ein Mann mit Ausdauer und vielen Ideen im Kopf. Er hat ein paar Unternehmen gegründet, geleitete und verkauft, unter anderem ein Fitnessstudio, eine Diskothek und ein Café. Zurzeit macht er eine Ausbildung zum Osteopathen. Seit ein paar Jahren fährt er zusammen mit einem Freund und Geschäftspartner mit einem Trabi für einige Wochen kreuz und quer durch Europa. Soeben haben die beiden Männer ihr Roadtrip-Tagebuch „Trabi extrem“ vorgestellt, das im eigens gegründeten Eigenverlag erschienen und im Buchhandel zu haben ist. Hofmann spielt übrigens auch wieder Wasserball – bei der HSG Warnemünde. Ein wahrer Tausendsassa, dieser Typ.    

Martin Tschepe
Martin Tschepehttp://www.bahn9.de/
Martin Tschepe ist freier Autor, Swimguide, Freiwasser- und Eisschwimmer des SV Ludwigsburg.

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