1.000 Meter weit schwimmen, bei weniger als fünf Grad Wassertemperatur, nur mit Badehose beziehungsweise mit Badeanzug sowie mit einer Bademütze bekleidet. Verrückt? Vielleicht. „Ihr spinnt doch“, das jedenfalls sagen viele andere Schwimmer. Manche Eisschwimmer antworten augenzwinkernd: „Wir sind die Normalen“ – und springen alle paar Tage in die immer kälter werdenden Bäche, Seen und Flüsse im Land. Kältegewöhnung ist (fast) alles. Das Training für die 4. Ice-Swimming Aqua Sphere German Open ist vielerorts voll im Gang.
Die inoffiziellen Deutschen Meisterschaften im Eisschwimmen werden diesmal im Veitsbad im fränkischen Veitsbronn ausgetragen. Viele Eisschwimmer sind ein bisschen wehmütig, denn sie dürfen vom 5. bis zum 7. Januar 2018 nicht wieder im Wöhrsee in Burghausen starten. Vor grandioser Kulisse, mit der längsten Burg der Welt im Blick. In Burghausen fanden die Meisterschaften drei Jahre hintereinander statt. Die Eisschwimmer waren begeistert. In dem schmucken Städtchen im tiefsten Bayern direkt an der Grenze zu Österreich gab es aber Streit rund um das Eisschwimmen. Deshalb haben die Veranstalter sich nach einem alternativen Austragungsort umschauen müssen. Die Wahl fiel mit Bedacht auf das fränkische Veitsbronn. Im Veitsbad hat nämlich der deutsche Mister Eisschwimmen einst das Schwimmen gelernt: Christof „Wandi“ Wandratsch.
50 bis 1.000 Meter
Die Veranstalter versprechen allen Teilnehmern eiskaltes, klares Wasser im 50-Meter-Wettkampfbecken. Im Vorjahr in Burghausen hatte das Seewasser nur rund zwei Grad, das war wirklich saumäßig kalt. Nicht alle Schwimmer müssen freilich die Königsdistanz schwimmen, den Kilometer. Angeboten werden auch 50 Meter Freistil, 200 Meter Freistil und 500 Meter Freistil sowie 50, 100 und 200 Meter Brust, 50 Meter Delfin sowie Staffeln.
Bei den German Open treffen die Stars der Szene, etwa der Wandi, auf Langsamschwimmer wie Ralf Schwemmer. Und manch ein Zuschauer fragt sich: Wer sind eigentlich die wahren Helden im eiskalten Wasser? Männer wie Christof Wandratsch, die im Eiswasser schneller kraulen als manch anderer im Hallenbad oder jene Starter, die für die 1.000 Meter fast eine halbe Stunde im Freibecken aushalten?
Aufagbe nach 925 Metern
Der Wandi sagt kurz und knapp: „Ich bin in Form.“ Beim Weltcup-Auftakt kürzlich in Lettland ist er sieben Mal gestartet. Wer das Veitsbad gerne vor den Meisterschaften mal testen wolle, sagt Wandratsch, der könne am 9. Dezember gerne an einem Probewettkampf teilnehmen.
Ralf Schwemmer hat im Januar 2017 die 1.000 Meter nach 925 Metern abbrechen müssen. „Ich habe Sternchen gesehen und dachte, ich werde demnächst ohnmächtig.“ Also ist er ausgestiegen. Diesmal will der Mann, der am Breitenauer See bei Heilbronn lebt, es nochmal wissen. Er hat wieder auch die 1.000 Meter gemeldet. Und er ist zuversichtlich: „Diesmal schaffe ich es.“ Schwemmer will besser trainieren – im Breitenauer See und im Neckar in Ludwigsburg. Er will versuchen, nicht Brust zu schwimmen wie 2017, sondern Kraul. Dann, sagt Schwemmer, werde er hoffentlich in gut 22 Minuten durch kommen. Für seine 925 Meter war er rund 27 Minuten lang im See gewesen. Der Wandi schwimmt den Kilometer in weniger als der Hälfte dieser Zeit.