Transschwimmerin startet bei Masters | US-Staatsanwalt leitet Untersuchung ein

Nachdem einer Transathletin die Teilnahme an einem Masterswettkampf in den USA erlaubt wurde, hat der texanische Generalstaatsanwalt Untersuchungen gegen den Masters-Schwimmverband eingeleitet.

Frank Wechsel / spomedis

Weil eine Transschwimmerin in Texas bei einem Masterswettkampf in der Frauenkategorie starten durfte, hat der zuständige Generalstaatsanwalt Ermittlungen gegen U.S. Masters Swimming eingeleitet. Dabei soll festgestellt werden, ob der Verband „falsche, trügerische und irreführende Handlungen und Praktiken angewandt hat“, wie es in einer Pressemitteilung des texanischen Generalstaatsanwalts Ken Paxton heißt. Weiter steht dort: „Die Politik von U.S. Masters Swimming, die es Männern erlaubt, an Frauenwettkämpfen teilzunehmen, ist verwerflich und könnte gegen die texanischen Verbraucherschutzgesetze verstoßen.“

Auslöser für die Untersuchung ist die Teilnahme von Mastersschwimmerin Ana Caldas bei den US-Frühjahrsmeisterschaften in San Antonio. In der Altersklasse 45 bis 49 gewann die Schwimmerin fünf Wettbewerbe mit teilweise deutlichem Vorsprung. Vor ihrer Transition war Caldas als Schwimmer bei den Männern aktiv und schwamm dort vor etwa 20 Jahren ähnliche Zeiten wie heute mit 47.

Bei den Wettkämpfen auf der 25-Yard-Bahn schwamm Caldas den 50-Yard-Freistilsprint in 24,17 Sekunden. Umgerechnet mit dem Schwimmzeiten-Rechner des US-Portals Swimmingworld entspräche diese Leistung einer Zeit von 27,04 Sekunden auf 50 Meter auf der Kurzbahn. Über 100 Yard Freistil beendete Caldas das Rennen nach 53,16 Sekunden, umgerechnet 59,06 Sekunden auf 100 Meter. Bei den Masters-Weltmeisterschaften 2024 in Doha schwamm Ana Caldas in ihrer Altersklasse gleich dreimal aufs Podest. Über 100 Meter Freistil siegte sie in 1:01,60 Minuten, über die halbe Distanz schwamm sie zur Silbermedaille. Den Medaillensatz komplettierte sie mit dem dritten Platz über 50 Meter Brust.

Forderung des US-Präsidenten

Nach den Regeln des Weltschwimmverbands World Aquatics dürfen Transfrauen an Frauenwettkämpfen nur teilnehmen, wenn sie keinen Teil der männlichen Pubertät über das sogenannte Tanner-Stadium 2 hinaus oder nach dem Alter von 12 Jahren erlebt haben, je nachdem, was später eintritt (mehr dazu hier). Die Regularien der US-Masters-Schwimmer sind bisher jedoch offener. Der Verband „erlaubt es Transgender-Schwimmern, in der Geschlechtskategorie zu starten, in der sie sich identifizieren“, schreibt das US-Schwimmportal Swimswam.

Der amerikanische College-Schwimmverband NCAA hat seine Transgender-Regularien jüngst angepasst, um sie mit der von US-Präsident Donald Trump unterzeichneten Verfügung „Keeping Men out of Women’s Sports“ zu vereinbaren. Diese schließt eine Teilnahme von Transfrauen in Frauenwettbewerben kategorisch aus.

Kritik und Solidarisierung

Caldas Wettkampfteilnahme hat auch den sogenannten Independent Council in Women’s Sports auf den Plan gerufen. Die Lobbygruppe setzt sich für einen harten Kurs in der Gender-Debatte ein und bezeichnet Ana Caldas in ihren Statements durchweg als Mann. Die Gruppe schreibt: „Es gibt keine Zeitspanne, in der die Testosteronunterdrückung den männlichen Vorteil aufhebt; daher sollte sie nicht als Richtlinie dienen, die es Männern erlaubt, im Frauenschwimmen zu starten. Zumindest liegt es in der Verantwortung der U.S. Masters Swimming, die aktuelle Politik durchzusetzen.“

Unter dem Swimswam-Artikel gibt es auch andere Meinungen. „Transfrauen sind Frauen“, heißt es von einem User oder einer Userin und jemand anderes schreibt: „Es ist nur Masters. Ich unterstütze Ana.“ Ein anderer User stellt den Aufwand der Untersuchung infrage. „Mastersschwimmen ist Freizeitsport. Ist das wirklich eine notwendige Untersuchung? In meinen Augen ist das Verschwendung von Ressourcen.“

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Jule Radeck
Jule Radeck
Jule Radeck studierte Sportwissenschaften, bevor sie als Volontärin nach Hamburg zog. In ihrer Freizeit findet man sie oft im Schwimmbecken, manchmal auf dem Fahrrad und selten beim Laufen.

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