Dieses Jubiläum hatten sich alle Beteiligten sicher anders vorgestellt: Trotz Coronavirus entschieden sich die Veranstalter der SG Essen letzte Woche, als die Lage in Deutschland noch eine andere war als jetzt, zur Austrgung der 20. Swim&Fun-Days im Schwimmzentrum Rüttenscheid. Als offizieller FINA-Wettkampf sollte die Veranstaltung vielen deutschen Topathleten die Möglichkeit bieten, Normzeiten für die Olympischen Spiele, die Europameisterschaften oder die Deutschen Meisterschaften zu schwimmen – erst recht nachdem zahlreiche andere Quali-Events im Ausland wie das Bergen Swim Festival oder die Stockholm Open wegen Corona abgesagt wurden. Am Ende blieben viele Bahnen bei den Fun-Days frei und der Wettkampf wurde vor dem letzten Abschnitt sogar abgebrochen. Doch der Reihe nach.

„Das ist alles so wahnsinnig schwierig“, sagte SGE-Cheforganisator Bernhard Gemlau der Westdeutschen Allgemein Zeitung vor Beginn der Veranstaltung. Der Vereinsvorsitzende fühlte sich in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite das Ansteckungsrisiko, auf der anderen ein lange vorbereiteter wichtiger Leistungstest. „Niemand hat es uns verboten“, sagte Gemlau der WAZ. „Natürlich hätten wir es akzeptiert, wenn uns einer vorher gesagt hätte, das geht so nicht. Nun haben wir uns halt so entschieden.“

Keine Zuschauer, viele Absagen
Zuschauer sollte es deshalb im Schwimmzentrum nicht geben, je näher der Wettkampf rückte, desto mehr Vereine sagten ihre Teilnahme ab. Unter anderem verzichtete Ex-Weltmeister Marco Koch mit der Mannschaft der SG Frankfurt. Auch Jessica Steiger sagte kurzfristig ab, dazu das komplette Team Saarland. Wer am Freitag in den Live-Stream schaute, sah viele unbesetzte Bahnen. Poul Zellmann beispielsweise schwamm den letzten Lauf über 400 Meter Kraul gegen einen Gegner – sechs Bahnen blieben frei.
An absolute Topleistungen war unter diesen Bedingungen natürlich nicht zu denken. Dennoch gab es im Laufe des Wochenendes vier Veranstaltungsrekorde durch Lisa Höpink (100 m Schmetterling 58,77 Sekunden, EM-Norm), Giulia Goerigk (400 m Lagen in 4:47,96 Minuten), Kim Kristin Krüger (100 m Rücken in 1:02,57 Minuten) und Alexandra Wenk (200 m Lagen in 2:16,27 Minuten). Poul Zellmann entschied die 200 und 400 Meter Freistil 1:50,20 Minuten und 3:56,92 Minuten für sich.
Als am Freitag und am Wochenende in NRW immer mehr Veranstaltungen abgesagt und Sportanlagen stillgelegt wurden, entschieden sich die Verantwortlichen der SG Essen am Sonntag nach eigenen Angaben dazu, den letzten Abschnitt nicht mehr zu schwimmen und die Veranstaltung abzubrechen. Bis dahin, so berichtet es Gemlau der WAZ, hätten ihn die unterschiedlichsten Kommentare zwischen „Toll, dass wir bei euch schwimmen können“ und „Wie könnt ihr nur so verantwortungslos sein?“ erreicht. Mit der Absage seien aber letztlich alle einverstanden gewesen.
