Eigentlich wollte ich mit André ein schönes Stück im Schaalsee schwimmen. Der Ausnahme-Swimrunner André Hook aus Hamburg hat eine kleine Wohnung an diesem See, der einst deutsch-deutsches Grenzgebiet war. Doch dann hat er mir geschrieben: wir treffen uns beim Ruderclub in Ratzeburg mit Lars. Also gut. Ist bestimmt auch ein toller See.
Lars Krieger ist einer der Veranstalter des Swimruns Ratzeburg, wir kennen uns vom Wakenitzman im Vorjahr. Als André und ich fast zeitgleich am See ankommen, steht Lars schon startbereit im Neoprenanzug am Ufer und grinst. Er will möglichst sofort los. Lars trainiert eifrig, er will in diesem Sommer den Wakenitzman allein schwimmen. Im Vorjahr sind wir eine Zweiter-Staffel geschwommen, ich war der Startschwimmer – und bin nach der Hälfte der Strecke einfach nicht aus dem Wasser gestiegen, sondern hab Lars auf der zweiten Teilstrecke begleitet. Womöglich hat ihn das motiviert endlich auch mal die ganze Strecke in Angriff zu nehmen.
Blauer Himmel, Wasser: 15 Grad
Was für ein toller Tag. Wie gemacht für dieses Vier-Kilometer-Schwimmen im Ratzeburger See. Einmal um den Dom herum. André und Lars machen das fast jede Woche, so ein Schwimmen mit Domblick. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, das Wasser hat rund 15 Grad. Mein seit vielen Wochen erstes längeres Seeschwimmen. Ich war richtig krank im März und April. Fieber, Husten, schlapp. Corona? Keine Ahnung, keine Channe auf einen Test, hat die Ärztin gesagt. Ich bin wieder einigermaßen fit, war viel im Wasser – aber selten länger als eine halbe Stunde. Bin dafür oft und flott Kayak gefahren. Hab aber Respekt vor den beiden.
Ich schwimm mit einem kurzen Neo, Lars und André haben lange Anzüge an und kraulen mit Paddles. Los geht’s. Ich orientiere mich zunächst an Lars, gucke alle paar Züge zu ihm, komme ordentlich mit. „Immer an der Wand entlang“, hat Lars vor dem Start gesagt. Also immer das Ufer auf der linken Seite im Blick behalten und quasi immer im Kreis schwimmen. Nach etwa 900 Metern links abbiegen, nach ein paar weiteren Zügen haben wir den Dom in seiner ganzen Pracht im Visier. Kurzer Stopp, die Uhr anhalten und die Kamera aus der Boje holen, die ich im Schlepptau habe. Und weiter.
Das Wasser ist glasklar – und es fühlt sich wärmer an als 15 Grad. Aber Lars hat gemessen. Wir schwimmen vorbei an stattlichen Häusern und privaten Bootsstegen, durch schmale Kanäle mit maximal hüfttiefem Wasser. Auf dem Grund sind tausende kleine Muscheln zu erkennen, ein Zeichen für top Wasserqualität.
Nächste Woche geht’s in die Alpen
Kurz bevor wir wieder am Startplatz sind, fragen uns ein paar Schaulustige aus. Sie wollen wissen wer wir sind, für welche Herausforderung wir trainieren, ob das Wasser nicht zu kalt ist. Nach dem Smalltalk die letzten paar hundert Meter. Mit einer Nettoschwimmzeit von fest genau einer Stunde erreichen wir den Ruderclub. Gar nicht mal so übel die Zeit. Das war ein schönes Training für das Simssee-Schwimmen am kommenden Sonntag, dann stehen vier Kilometer mit Alpenblick auf meinem Programm.
Nach dem Mittagessen kraulen André und ich dann doch noch ein bisschen im Schaalsee. Das ist Kontrastprogramm pur – am Ratzeburger See ist viel los, der Schaalsee indes ist fast menschenleer, auch traumhaft. André, ich komme demnächst mal wieder. Dann schwimmen wir eine längere Strecke. Die Seensucht geht weiter.