Gary Hall Jr. verlor bei den Bränden in Los Angeles nicht nur sein Haus – auch seine zehn Olympiamedaillen wurden ein Raub der Flammen. Jetzt hat der frühere Sprinter symbolischen Ersatz erhalten.
Der ehemalige US-Schwimmer Gary Hall Jr. hat für seine im Feuer verloren gegangenen Olympiamedaillen Ersatz vom IOC erhalten. Bei einer feierlichen Zeremonie in Lausanne überreichte IOC-Präsident Thomas Bach dem einstigen Sprinter Repliken all seiner olympischen Auszeichnungen – fünf Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen von den Spielen 1996 in Atlanta, 2000 in Sydney und 2004 in Athen.
„Ich bin sehr dankbar“, sagte Hall. „Nie zuvor hat jemand zehn Ersatzmedaillen erhalten – wahrscheinlich liegt das daran, dass nie zuvor jemand zehn Medaillen auf einmal verloren hat.“ Und Thomas Bach erklärte: „Das ist eine einzigartige Zeremonie. Ich glaube, das ist nie zuvor passiert und wird hoffentlich nie wieder vorkommen.“
Anruf von Ian Thorpe
Im Januar hatte der 50-Jährige sein Haus in Pacific Palisades überstürzt verlassen müssen, als sich die Brände in der Region ausbreiteten. Nur wenige Dinge konnte er retten: seinen Hund, ein Gemälde seines Großvaters – und das für ihn lebenswichtige Insulin. Die Medaillen, die er im Schlafzimmer aufbewahrte, fielen den Flammen zum Opfer. Zwei davon, Goldplaketten aus Atlanta und Sydney, brachte Hall zur Zeremonie mit – sie waren durch die extreme Hitze zu einem Metallklumpen verschmolzen. Trotz des Verlusts hat Hall seinen Humor nicht verloren. Auf Instagram kommentierte er augenzwinkernd: „Mit den Repliken habe ich jetzt 20 Medaillen. Noch so ein Stunt und ich habe mehr als Michael Phelps.“
Im Gespräch mit World Aquatics erzählte Hall, wie überwältigend die Anteilnahme nach dem Brand gewesen sei. Besonders bewegend war für ihn ein Anruf seines einstigen Rivalen Ian Thorpe: „Ian war einer der Gründe, warum ich ein paar Silber- statt Goldmedaillen habe. Ich weiß gar nicht, wie er meine Nummer so schnell bekommen hat – aber sein Mitgefühl hat mich tief berührt.“ Auch andere Schwimmgrößen wie Michael Klim und Grant Hackett hätten sich gemeldet. „Das ist die olympische Familie: Rivalen, ja – aber auch Freunde. Ihre Unterstützung hat mir unglaublich viel bedeutet.“
Gary Hall Jr. gewann zwischen 1996 und 2004 zehn olympische Medaillen. Seine Paradedisziplin waren die 50 Meter Freistil, die er in Sydney und Athen jeweils für sich entschied. Drei weitere Goldmedaillen holte er mit den US-Staffeln. Legendär war sein Auftritt in Athen, als er im Stil eines Box-Champions mit Bademantel und Shorts in US-Farben auf die Startbrücke trat. Auch sein Vater, Gary Hall Sr., war ein Olympia-Schwimmer. Er trug bei der Eröffnungsfeier 1976 in Montreal seinen damals zweijährigen Sohn auf dem Arm ins Stadion.