Extremschwimmer André Wiersig geht wieder ins Wasser. Sein neues Projekt zieht den Abenteurer ins nordfriesische Wattenmeer.
„Helgoland kann man da hinschwimmen“, fragte André Wiersig vor drei Jahren und gab sich selbst die Antwort: Man kann! In 18 Stunden und 14 Minuten schwamm der Paderborner als erster Mensch die rund 50 Kilometer von St.-Peter-Ording zur berühmten Nordseeinsel. Sein neues Projekt führt Wiersig über die Pfingsttage wieder in die Nordsee. Diesmal soll es nicht ganz so extrem werden wie beim Helgoland-Schwimmen und auch um Rekorde geht es dem 51-Jährigen nicht. Dafür geht die Herausforderung über mehrere Tage und soll mehr Menschen direkt erreichen.
Was ist geplant?
100 Jahre nach Otto Kemmerich wird sich Wirsig vom 19. Mai an auf die Spuren des legendären Schwimm-Abenteurers begeben. Dazu will er in Etappen von Husum nach Sylt schwimmen und damit dieselbe Strecke zurücklegen wie Kemmerich im Juli 1924. Ziel der „Wattenmeer-Odyssee“ ist es, in mehreren Tagen von Husum aus über die Inseln Nordstrand, Pellworm, Hooge, Langeneß, Föhr und Amrum nach Sylt zu gelangen.
Wattenmeer-Odyssee von André Wiersig
19. bis 23. Mai 2024Etappe | Start | Ziel | Distanz |
---|---|---|---|
1 | Husum | Nordstrand | 6 km |
2 | Nordstrand | Pellworm | 8,5 km |
3 | Pellworm | Hooge | 5 km |
4 | Hooge | Langeneß | 4,5 km |
5 | Langeneß | Föhr | 5 km |
6 | Föhr | Amrum | 5 km |
7 | Amrum | Sylt | 7 km |
Wiersig wird aber nicht nur schwimmen. Als Meeresbotschafter der deutschen Meeresstiftung hält der Ausdauersportler zwischen seinen Schwimmetappen in Gaststätten und Kursälen Vorträge über das Meer als besonders schützenswerten Lebensraum. Sicherlich wird er dabei auch von seinen Erlebnissen bei den Ocean’s Seven erzählen. Die Hälfte der Einnahmen aus den Abendveranstaltungen in Husum (19. Mai), Pellworm (20. Mai), Föhr (21. Mai), Amrum (22. Mai) und Sylt (23. Mai) soll an den Nationalpark Wattenmeer gespendet werden. Mehr Infos zu den Events finden sich hier.
Anders als Kemmerich vor 100 Jahren, der aus Kostengründen fast immer auf Begleiter verzichtete und sich mit Kompass und Landkarte orientierte, wird sich Wiersig von Profis durch das Meer navigieren lassen. Wie beim Helgoland-Abenteuer sind unter anderem Kapitän Dennis Allers und Strömungsexperte Thorger Brüning vom Bundesamt für Seeschifffahrt mit dabei. Auf diese Weise hofft Wiersig auch die besonders tückische letzte Etappe von Amrum nach Sylt erfolgreich zu meistern. Auf diesem Teilstück hatte Kemmerich nach vielen Stunden im Meer wegen Erschöpfung aufgeben und sich von einem Boot, das er ausnahmsweise dabeihatte, an den Strand ziehen lassen müssen. Bis heute gilt die Strecke Amrum-Sylt als ungeschwommen. Und das, obwohl die beiden Inseln nur etwa sechs Kilometer Luftlinie auseinanderliegen.
Für Kemmerich nahmen die vielen Abenteuer kein gutes Ende. 1952 wagte er sich im Alter von 66 Jahren noch einmal an die Sylt-Amrum-Passage. Trotz Schlechtwetterwarnung machte er sich am 17. August von Hörnum auf Sylt aus auf den Weg, wobei ihn die Dünung zunächst mehrfach zurück an den Strand gespült haben soll. Letztlich schwamm er doch los, kam aber nie an. Stattdessen stieß ein Schiffer zwischen Amrum und Föhr auf die Leiche Kemmerichs. Schwimmflossen, wasserdichte Uhr und Kompass soll er noch bei sich gehabt haben.