Am Rande der Weltmeisterschaften in Budapest hat der Weltschwimmverband Fina neue Regeln für Transmenschen bei Schwimmwettkämpfen vorgelegt. Demnach dürfen sie auf internationaler Ebene nur noch unter bestimmten Voraussetzungen bei Frauenwettkämpfen starten. Nämlich dann, wenn die männliche Pubertät vor dem Alter von zwölf Jahren unterdrückt wurde oder ein Person „zur Zufriedenheit der Fina nachweist, dass sie keinen Teil der männlichen Pubertät über das Tanner-Stadium 2 hinaus“ erlebt hat, wie es in einer 24-seitigen Richtlinie heißt. Die sogenannten Tanner-Stadien gehen auf den britischen Kinderarzt James Tanner zurück, der 1969 unterschiedliche Entwicklungsstufen während der Pubertät definiert hat.
Laut Mitteilung gründete der Verband zudem eine Arbeitsgruppe, die an einer neuen Wettkampfkategorie neben Frauen und Männern arbeiten soll. „Die Schaffung einer offenen Kategorie bedeutet, dass jeder die Möglichkeit hat, sich auf Elite-Niveau zu messen“, sagte Fina-Präsident Husein Al-Musallam. „Das hat es bisher noch nicht gegeben, also muss die Fina den Weg vorgeben. Ich möchte, dass sich alle Athleten einbezogen fühlen und während dieses Prozesses Ideen entwickeln können.“ 71,5 Prozent der Kongressteilnehmer stimmten am Sonntag für das neue Regelwerk, das bereits ab heute gilt.
Lia Thomas als Auslöser der Diskussion
Spätestens nachdem die Amerikanerin Lia Thomas bei den US-Collegemeisterschaften im Frühjahr als erste Transgender-Schwimmerin mehrere Titel gewann und Rekorde aufstellte, entbrannten weltweit Diskussionen. Ist es fair, eine Schwimmerin, die die männliche Pubertät durchlebt hat, bei Frauenwettkämpfen starten zu lassen? Kritiker bezeichneten die Starts der 22-Jährigen als unfair, da sie biologische Vorteile gegenüber ihren Konkurrentinnen habe. Allerdings erlaubte der amerikanische Collegesportverband Wettkampfteilnahmen von Transfrauen unter bestimmten Richtlinien, die Thomas erfüllte. Außerdem, argumentierten Befürworter, seien die physischen Voraussetzungen im Sport niemals gleich. Die meisten Topsportlerinnen und Topsportler hätten körperliche Vorteile, etwa lange Arme, große Hände oder ein größeres Lungenvolumen.