Mittwoch, 24. April 2024

DOSB will Energie-Lockdown unbedingt verhindern

Gesperrte Startblöcke
Frank Wechsel

Drohen demnächst wieder Schwimmbad-Schließungen? Seit über eine Gasknappheit und damit mögliche Einsparungen diskutiert wird, stehen verschiedene Szenarien im Raum. Mehr als 90 Prozent der Schwimmbäder in Deutschland werden nach Angaben des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) aktuell mit Gas beheizt und sind damit Energiefresser. Um den Energieverbrauch zu senken, sind neben der Temperaturabsenkung auch Schwimmbad-Schließungen im Gespräch. Das will der DOSB unbedingt verhindern. In einem Positionspapier fordert der nationale Dachverband, Schwimmbäder, die für die Schwimmausbildung geeignet sind, so lange wie möglich geöffnet zu halten. „Bäder sind Orte der Gesundheitsförderung, Schwimmausbildung, des Vereinssports, der Bildung/Bewegung im Wasser, der Rettungsausbildung, der Lehr- und Fachkräfteausbildung und zur Vermeidung des Ertrinkungstodes enorm wichtig“, heißt es im fünften von neun Punkten des Positionspapiers. Deswegen dürften in der sich abzeichnenden Energiekrise nicht die gleichen Fehler wie in der Coronapandemie gemacht werden, das gelte sowohl für Schwimmbäder als auch für andere Sportstätten.

Vereinssport weiter ermöglichen

„Der vereinsbasierte und gemeinwohlorientierte Sport ist wesentlich mehr als eine Freizeitaktivität. Er ist unverzichtbarer Teil der sozialen Daseinsvorsorge und erfüllt wichtige soziale und gesundheitsfördernde Funktionen für die Gesellschaft. Dies muss bei allen Entscheidungen zur Gas- und Wärmeversorgung berücksichtigt werden“, sagt Torsten Burmester, Vorstandsvorsitzender des DOSB. Durch die Coronapandemie und die damit verbundenen Einschränkungen für den Sport hätten die Vereine in Deutschland Mitglieder und ehrenamtliche Helfer verloren. Das zeige sich auch in der Gesellschaft. „Zahlreiche Menschen leiden zunehmend unter Bewegungsmangel im Alltag und den physischen und psychischen Folgen“, sagt Michaela Röhrbein, DOSB-Vorstand Sportentwicklung. Jedes sechste Kind habe im Verlauf der Pandemie an Gewicht zugenommen, sechs Prozent würde an Adipositas leiden und 31 Prozent der Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren hätten psychische Auffälligkeiten. Dieser gesellschaftliche Schaden dürfe durch eine erneute Schließung von Schwimmbädern und Sporthallen nicht noch verstärkt werden.

Erst beheizte Außenbecken und Spaßbecken schließen

Die gleiche Sichtweise herrscht auch bei der Bäderallianz Deutschland, dem Zusammenschluss führender Verbände und Institutionen des Badewesens und Schwimmens in Deutschland, vor. Schwimmbäder sollen möglichst lange geöffnet bleiben. Im „Positionspapier zum drohenden Lockdown“ der Bäderallianz schlägt der Verband einen Drei-Stufen-Plan vor, sollten „Minderungen der Wärmeversorgung“ es nötig machen. Demnach sollen in einem ersten Schritt „hochtemperierte Außenbecken abgeschaltet werden“, wenn das nicht reicht, sollen Freibäder bis zum Saisonende generell unbeheizt bleiben und je nach Wetter früher geschlossen werden. In einem nächsten Schritt sollen laut Bäderallianz freizeitorientierte Schwimmbecken außer Betrieb genommen werden, erst danach schlägt der Verband eine Reduzierung der Wassertemperaturen auf 26 Grad Celsius vor.

Jule Radeck
Jule Radeck
Jule Radeck studierte Sportwissenschaften, bevor sie als Volontärin nach Hamburg zog. In ihrer Freizeit findet man sie oft im Schwimmbecken, manchmal auf dem Fahrrad und selten beim Laufen.

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