Sechs Stunden und 55 Minuten: In dieser Zeit durchschwamm Trent Grimsey vor elf Jahren den Ärmelkanal. In den nächsten Tagen will der Saarländer Andreas Waschburger diesen Rekord brechen.
Andreas Waschburger hat trainiert wie zu seinen besten Zeiten. Statt Tempoarbeit für die 5 oder 10 Kilometer verlagerte sich der Fokus allerdings noch stärker Richtung Ausdauer. In einem Test absolvierte der Olympia-Achte von 2012 ein 30-Kilometer-Schwimmen auf der 50-Meter-Bahn. Diese sowohl körperliche als auch psychische Herausforderung bewältigte der 36-Jährige mit einem starken 100-Meter-Schnitt von 1:12,5 Minuten. Alles, um am Tag X bereit zu sein für den Rekord im 32 Kilometer breiten Ärmelkanal.
6:55 Stunden ist die Rekordzeit von Trent Grimsey, aufgestellt am 8. September 2012 zwischen England und Frankreich. In den nächsten Tagen soll es für „Waschi“ soweit sein. Am Samstag reist er nach Dover, um sich vor Ort an die Bedingungen zu gewöhnen, sich mit seinem Skipper Michael Oram vertraut zu machen und das Team auf den Rekordversuch einzuschwören. Oram hat schon Grimsey und davor den Bulgaren Petar Stoychev in Rekordzeiten durch die Wellen gelotst. Klar ist, der Langstreckenschwimmer braucht auch das nötige Glück, das genau in seinem Slot die Bedingungen optimal für eine schnelle Querung sind. Optimal bedeutet wenig Wellen, wenig Gegenströmung, nicht zu kaltes Wasser.
„Ein Kampf gegen mich selbst“
An welchem Tag es los geht, weiß niemand. Irgendwann zwischen dem 23. und 28 August soll es so weit sein. Es gehört zu den psychischen Herausforderungen des Kanalschwimmens, dass man innerhalb von Stunden einsatzbereit sein muss. Einer, der Waschburger genau dafür Tipps geben konnte, ist Christof Wandratsch. Der Tausendsassa in Sachen Open Water Swimming hielt den Ärmelkanalrekord selbst von 2005 bis 2007 (seine Zeit: 7:03 Minuten). In den letzten Monaten stand er Waschburger beratend zur Seite. Das Training am Beckenrand organisierte der frühere 1.500-Meter-Europameister Jan Wolfgarten. Neben vielen Kilometern im Wasser, bis zu 100 waren es pro Woche, bereitete sich Waschburger durch Kältesitzungen in der Eiskammer bei -90 Grad vor. Das Wasser im Kanal ist zu dieser Jahreszeit etwa 16 Grad warm. Die Kälte kann zum Ende des Schwimmens, wenn die Kräfte nachlassen zum Problem werden.
Bei Weltmeisterschaften ist Waschburger schon enorme Distanzen bis 25 Kilometer geschwommen. Dennoch sagte er: „Die 25 Kilometer bin ich gewöhnt, aber eine Stunde länger ist nochmal eine andere Herausforderung: Ein Kampf gegen die Kälte, den Kopf und einfach nur gegen sich selbst“.
Waschburger hat angekündigt, von Samstag an auf Facebook und Instagram täglich aus Dover zu berichten. Außerdem hat sein Sponsor eine Webseite eingerichtet