Trotz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bleiben Schwimmerinnen und Schwimmer aus Russland und Belarus bei globalen Schwimm-Events als neutrale Athleten ohne Flagge und Hymne startberechtigt. Wie der Weltverband FINA am Dienstagabend mitteilte, habe man sich nach einer Diskussion explizit gegen einen Ausschluss entschieden. „Wir prangern die russische Invasion in die Ukraine an“, heißt es. „Dennoch steht das FINA Bureau einer pauschalen Sperre von russischen und belarussischen Athleten kritisch gegenüber.“ Der Mitteilung zufolge unterstütze eine „überwältigende Mehrheit“ der FINA-Athletenkommission die Entscheidung.
„Was soll das?“
Mit dem Nicht-Ausschluss handelt die FINA entgegen einer Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees. Das IOC hatte den Fachverbänden einen Ausschluss russischer und belarussischer Sportlerinnen und Sportler bzw. den jeweiligen Nationalmannschaften und Clubs nahegelegt. Zahlreiche große Verbände, etwa aus den Sportarten Fußball, Ski oder Turnen, kamen dieser Aufforderung nach oder handelten bereits zuvor. Auch der europäische Schwimmverband schloss Athleten aus. Die FINA kündigte an, unter bestimmten Umständen über einen Ausschluss erneut beraten zu wollen, etwa wenn die Sicherheit von Athleten oder die Durchführbarkeit von Veranstaltungen gefährdet seien. Im Dezember soll nach jetzigen Planungen die Kurzbahn-WM im russischen Kasan stattfinden. Mehr dazu.
Bereits vor der aktuellen FINA-Entscheidung kritisierte der ukrainische Weltrekordler Andrej Goworow den Weltverband. „Die Fina macht nichts, weil Russen großen Einfluss innerhalb der Fina haben“, sagte Goworow der „Augsburger Allgemeinen“. Als Beispiel nannte der Weltklassesprinter Wladimir Salnikow, den Präsidenten des russischen Schwimmverbandes. „Ich weiß nicht, wie viel Geld die zahlen, aber die bisherigen Sanktionen sind ja nicht einmal Sanktionen.“ Da Russland bei Olympischen Spielen wegen eines Dopingskandals ohnehin nur unter neutraler Flagge starteten darf, kann Goworow nicht verstehen, warum es keine härteten Sanktionen gibt. „Wir verhängen also die gleichen Sanktionen für einen Krieg wie für Doping. Was soll das?“