Dienstag, 30. April 2024

25-Meter-Bahn im eigenen Garten

Martin Tschepe Christof Wandratsch hat sich eine 25-Meter-Bahn in den Garten bauen lassen.

Was für ein cooles Becken! 25 Meter lang, knapp einen Meter tief, gut zwei Meter breit, beheizt, unter freiem Himmel und nur ein paar Schritte vom eigenen Haus in Haiming, Bayern, entfernt. Christof „Wandi“ Wandratsch, Jahrgang 1966, hat sich einen Traum erfüllt. Der Mann, der im Langstrecken- und im Eisschwimmen fast alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, sagt: „Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, mir ein Becken in den Garten zu bauen.“ Corona habe dann den letzten Ausschlag gegeben. Immer wieder waren die Bäder wegen der Pandemie geschlossen, irgendwann hatte er dann genug.


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Im Internet suchte Christof nach Firmen, die Bäder bauen. Dort machte er den belgischen Betrieb ausfindig, der ihm das Becken erstellt hat. Die Grube für den Pool hat ein Bekannter vorab mit einem Kleinbagger ausgehoben. Die Poolheizung wird mit einer Solaranlage und einer Wärmepumpe betrieben und ist von der Firma AQSOL aus Husum geliefert und aufgebaut wurden.

Bis zu zehn Kilometer am Tag

Keine Frage, der Wandi schwimmt im Winter auch ständig im Eiswasser, etwa im Wöhrsee in Burghausen oder in der Salzach in Haiming. Aber im kalten Wasser kann man halt nicht andauernd Stunden lang und viele Kilometer weit schwimmen. Deshalb trainiert der mehrfache Weltmeister immer auch in beheizten Pools. Dieses Training war zu oft ausgefallen. Deshalb hat Wandratsch nun den Pool, der inklusive Heizungsanlage rund 70.000 Euro kostet, im Spätsommer dieses Jahres in Betrieb genommen. Er schwimme in seinem eigenen Becken täglich zwischen zwei und zehn Kilometer, erzählt der Lehrer.

Eine Stippvisite beim Wandi. An einem kalten, aber sonnigen Dezembertag. Am Mittag sind wir 1.000 Meter im vier Grad kalten Wöhrsee geschwommen. Wir, das sind der Wandi, seine Freundin Karin, meine Schwimmkumpel Lars und ich, der SWIM-Reporter. Nach ein bisschen warm zittern und einem Adventskaffee im Hause Wandratsch vor dem Holzofen steht die zweite Schwimmeinheit in Christofs coolem Pool auf dem Programm. Die Plane, die das Becken bedeckt, ist im Nu weggezogen. Das kurze Training beginnt. Zunächst schwimmen wir, an einem Seil mit Bauchgurt am Pemo-Pooltrainer befestigt, auf der Stelle. Vor dem Krauler steht ein großer Spiegel fast senkrecht im Wasser. So lässt sich die eigene Technik begutachten. Alle paar Zügen ruft Christof uns Tipps und Anweisungen zu: „Den rechten Arm näher am Körper ziehen“ zum Beispiel. Oder: „Hand weiter in der Mitte ins Wasser eintauchen“.

60.000 Liter Wasser

Später schwimmen wir eine Serie: mehrmals 100 Meter Lagen. Es ist kein Problem zu dritt oder auch zu viert auf der Bahn zu schwimmen. Rechts und links sorgen Wellenbrecher-Leinen für ruhiges Wasser. Die Bahn ist breit genug für uns alle. Und wenn es früh dunkel wird wie zurzeit, ist das auch kein Problem: am Beckenrand stehen mehrere Scheinwerfer. Wie cool ist das denn! Schwimmen bei Schneefall sei ganz besonders schön, sagt Karin.

Der Pool besteht vereinfacht gesagt aus einer Art Metall-Gitterrahmen, der an den Seiten mit Holz beplankt ist. Direkt auf dem Erdboden liegt eine mehrere Zentimeter dicke Matte. Die Konstruktion ist ausgekleidet mit einer festen, wasserdichten Kunststofffolie. Insgesamt fasst das Becken und 60.000 Liter Wasser. Der Pool sei für die Firma aus Husum, die so ein Becken inklusive Heizung komplett anbietet, ein Referenzobjekt, erklärt Wandratsch. Gut möglich also, dass er demnächst wieder Besuch bekommt von interessierten Testschwimmern und potenziellen Käufern.

Lars und ich sind schon mal ganz begeistert. Und ich komme ganz bestimmt wieder, wenn ich darf. Ich habe nämlich leider keinen geeigneten Garten für so ein 25-Meter-Wettkampfbecken.

Martin Tschepe
Martin Tschepehttp://www.bahn9.de/
Martin Tschepe ist freier Autor, Swimguide, Freiwasser- und Eisschwimmer des SV Ludwigsburg.

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