Mit ihrem Start bei den Olympischen Spielen in Tokio ging für Finnia Wunram ein Traum in Erfüllung. Mehr als ein Jahrzehnt bereitete sie sich mit ihrem Trainer Bernd Berkhahn auf dieses Ziel vor. Da man bekanntlich aufhören soll, wenn es am schönsten ist, gab Wunram nun ihr Karriereende bekannt. „Es ist nun Zeit für mich, dem Leistungssport ‚goodbye‘ zu sagen und neue Herausforderungen anzunehmen“, schreibt die 25-Jährige auf Instagram. Zwei Monate nach dem Karriereende von Schmetterlingsspezialistin Franziska Hentke verlässt damit eine weitere Olympiateilnehmerin und Vizeweltmeisterin die Magdeburger Trainingsgruppe. In Tokio schwamm Wunram über zehn Kilometer im Freiwasser auf den zehnten Platz.
Keine optimalen Voraussetzungen
„Mich dem Leistungssport zu verschreiben, war eine meiner besten Entscheidungen. Ich möchte keine Sekunde missen. Weil ich Erfahrungen sammeln durfte, neue Kulturen und Menschen kennenlernte, Orte und Länder bereiste, die ich sonst vielleicht nie gesehen hätte“, schreibt Wunram weiter. Ihren größten Erfolg feierte sie bei den Weltmeisterschaften 2019 in Gwangju, als ihr mit Platz acht über 10 Kilometer die ersehnte Olympiaquali gelang und sie anschließend Silber über 25 Kilometer gewann. Die damals 23-Jährige schlug dabei nur wenige Sekunden hinter der Brasilianerin Ana Marcela Cunha an. Vier Jahre zuvor im russischen Kasan hatte Wunram bereits WM-Bronze über fünf Kilometer gewonnen. Neben zwei EM-Silbermedaillen holte die 1,64 Meter große Athletin dreimal Gold bei deutschen Meisterschaften über 10 Kilometer. Zweimal siegte sie über 5 Kilometer.
Bundestrainer Bernd Berkhahn lobte die Sportlerin für ihre Disziplin. „Mir ihrer Akribie, ihrem Fleiß und einer maximalen Zielorientierung ist Finnia Wunram ein Vorbild für den deutschen Schwimmsport“, sagte der 50-Jährige. Sie sei mit ihren körperlichen Voraussetzungen nicht prädestiniert gewesen für eine international so erfolgreiche Karriere, umso härter habe sie im Wasser arbeiten müssen, erklärte Berkhahn. „Finnia nutzte ihre besonderen technischen Fähigkeiten und arbeitete hart. Fast nie hat sie im Training gefehlt, nur wenn es wirklich überhaupt nicht mehr ging.“
Wunram war Berkhahn 2012 als junge Schwimmerin von Elmshorn nach Magdeburg gefolgt. Nun zieht es sie zurück in den Norden. In der Nähe von Bremen will sie sich beruflich der Innenarchitektur und Raumgestaltung widmen, heißt es beim DSV. Auch im Beruf könnten sie Fähigkeiten weiterbringen, die sich durch den Sport erarbeitet hat. Das Schwimmen, schreibt Wunram, habe sie gelehrt: „Du erreichst deine Ziele, wenn du an dich glaubst und du Leute hast, die dir vertrauen.“