Ein Triathlon lässt sich beim Schwimmen nicht gewinnen. Diese Binse bewahrheitete sich in der vergangenen Nacht einmal mehr beim Ironman Hawaii. Und dennoch: Obwohl das 3,8 Kilometer lange Schwimmen zeitlich gesehen nur 10 bis 15 Prozent einer Langdistanz ausmacht, zeigte sich die enorme Bedeutung der Auftaktdisziplin. So zehrte beispielsweise die am Ende zweitplatzierte Lucy Charles-Barclay bis zum Finish von dem Vorsprung, den sich im Pazifik erkämpft hatte. Über die gesamten achteinhalb Stunden hatte sie nach dem Start lediglich zu drei anderen Athletinnen direkten Kontakt.
Auch Weltmeisterin Chelsea Sodaro (USA) legte den Grundstein für ihren Erfolg mit einem starken Schwimmen. Sie wechselte als Sechste mit der zweiten Verfolgergruppe auf das Rad. Auf dem Weg zum Sieg ließ sie unter anderem die starken deutschen Verfolgerinnen zu keinem Zeitpunkt der 180 Rad-Kilometer oder des abschließendes Marathons an sich herankommen. Insgesamt zeigte sich zudem: Wer beim Schwimmen schwächelt, hat es später schwer. So war am Ende Ruth Astle die bestplatzierte Athletin mit einer Schwimmzeit über einer Stunde. Die Britin erreichte das Ziel als 14. Die folgende Tabelle zeigt die Schwimmleistungen der ersten acht im Ziel.
Schwimmleistungen beim Ironman Hawaii
Schwimmzeit (Platz) | Name | 100-m-Pace | Platz im Ziel |
---|---|---|---|
50:57 min (1.) | Lucy Charles-Barcley (GBR) | 1:20,4 min | 2 |
51:42 min (3.) | Fenella Langridge (GBR) | 1:21,6 min | 6 |
54:42 min (5.) | Lisa Nordén (SWE) | 1:26,4 min | 5 |
54:48 min (6.) | Chelsea Sodaro (USA) | 1:26,5 min | 1 |
54:50 min (7.) | Sarah Crowley (AUS) | 1:26,6 min | 6 |
57:52 min (10.) | Daniela Ryf (SUI) | 1:31,4 min | 8 |
57:54 min (11.) | Laura Philipp (GER) | 1:31,4 min | 4 |
57:58 min (13.) | Anne Haug (GER) | 1:31,5 min | 3 |
Keine Chance auf den Schwimmrekord
Als beste Schwimmerin im Feld wurde Charles-Barclay ihrer Ausnahmeposition einmal mehr gerecht. Durchschnittlich 1:20,4 Minuten benötigte sie pro 100 Meter. Ihren Streckenrekord von 48:13 Minuten verpasste sie zwar deutlich. Damals war sie eine Pace von 1:16,1 pro 100 Meter geschwommen. Jedoch sind die Bedingungen im Meer nie vergleichbar und aufgrund einer langwierigen Verletzungspause ging die 29-Jährige diesmal mit völlig anderen Vorzeichen auf die Strecke.
Die fünfmalige Weltmeisterin Daniela Ryf brauchte diesmal zu lange, um den Schwimmrückstand wettzumachen, und investierte dabei vermutlich auch zu viel. Die Schweizerin übernahm erst nach 170 von 180 Kilometern auf dem Rad die Führung und brach dann beim Laufen ein.
Für die deutschen Spitzenathletinnen Anne Haug und Laura Philipp verlief das Schwimmen eigentlich wie gemalt. Beide lernten erst relativ spät das Kraulen und sind deshalb nicht als beste Schwimmerinnen bekannt. Dennoch erzielten sie eine 1:31er-Pace und hielten damit den Rückstand in Grenzen. Im späteren Rennverlauf konnten sie dennoch weder Sodaro noch Charles-Barclay einholen.