Bei den Weltmeisterschaften im Eisschwimmen im Lac aux Dames in den französischen Alpen sind gleich am ersten Tag zwei Weltrekorde geknackt worden. Unser Autor war auch im Eiswasser.
Was für ein Panorama! Die Veranstalter der Weltmeisterschaften im Eisschwimmen haben ein wirklich cooles 25-Meter-Becken in den Lac aux Dames in Samoëns gebaut, man könnte glatt sagen: gezaubert. Die Schwimmer und die Zuschauer haben einen grandiosen Blick auf ein paar Alpengipfel. Und sie bekommen zum Auftakt noch eigens mehr zu sehen.
Gleich am ersten Tag fallen zwei Weltrekord. Der 18-jährige Keaton Jones aus dem US-Sonnenstaat Arizona zaubert über 50 Meter Rücken eine Fabelzeit in den See, der am Morgen noch von einer dünnen Eisschicht bedeckt war. 27,94 Sekunden, das ist nach seinem Rennen auf der Anzeigetafel zu lesen. Was für eine Zeit! Der Schwimmer aus Übersee erklärt ein paar Minuten nach seinem Anschlag breit grinsend, dass er erst seit ein paar Monaten im kalten Wasser schwimme. Wobei kalt relativ ist, in Arizona sei das Wasser nie wirklich kalt, sagt er. Der See in den Alpen indes hat rund vier Grad. Keaton Jones erzählt noch, dass er in wärmerem Wasser inklusive Rollwende, die beim Eisschwimmen verboten ist, in der Lage sei noch mehrere Sekunden schneller zu schwimmen. Die Französin Ludivine Blanc (28) schwimmt die 50 Meter Rücken im See in 33,19 Sekunden, ebenfalls ein overall-Weltrekord.
Die Teilnehmer werden jünger
Ich bin übrigens auch die 50 Meter Rücken geschwommen. In 37 Sekunden. Die Zeit? Geht so. Hab die Wende bisschen vermasselt. Aber ok, wenn ich im warmen Wasser mit Rollwende nur auch so viel schnell wäre, wie der neue Weltrekordler, das wäre cool. In der Altersklasse 55 lande ich mit meiner Leistung auf Platz zwei – damit kann ich gut leben. Mark Rother aus Polen gewinnt die AK 55 haushoch, in 32,51 Sekunden. Kalt ist das Wasser auf der kurzen Strecke gefühlt gar nicht. Die 1.000 Meter Freistil am Abend werden wesentlich härter.
Als erstes Zwischenresümee lässt sich bereits in der Mittagspause an diesem Tag eins der WM der International Iceswimming Association (IISA) sagen: die Jugend drängt nach vorn. Noch vor ein paar Jahren dominierten Schwimmer wie Christof Wandratsch, Jahrgang 1966, die Szene. „Wandi“ ist diesmal gar nicht am Start, er ist verletzt. Auch für die Königsdisziplin, die 1.000 Meter Freistil, sind ein paar jüngere Athleten mit Topzeiten gemeldet, junge Typen, die bis dato nicht bei den Meisterschaften im Eisschwimmen aufgetaucht waren. Die beiden Topläufe der Frauen und der Männer über 1.000 Meter finden allerdings erst am Samstag statt. Alisa Fatum aus Leipzig zählt dann zu den Favoritinnen.
Medaillen gibt es nur virtuell
Alle anderen Kilometerschwimmer und -schwimmerinnen sind bereits heute dran. Das Auseinanderziehen des Wettbewerbs mag auf den ersten Blick eine merkwürdige Entscheidung sein. Für alle Schwimmer, die über die 1.000 Meter gemeldet sind, die aber gern die schnellsten Starter sehen wollen, ist das Novum gut. Sie können sich nach ihrem Start erholen und aufwärmen – und dann zwei Tage später ganz entspannt die beiden Läufe mit den Schnellsten sehen. Wobei vereinzelt kritisiert wird, dass die Bedingungen komplett verschieden sein könnten, die Ergebnisse zumindest in den Altersklassen würden womöglich verzerrt. Eine weitere Neuerung wird von vielen Athleten kritisiert: Es gibt diesmal keine Medaillen, beziehungsweise nur virtuelle Medaillen. Manche Altersklassen-Starter kündigen an, dass sie fortan wohl nicht mehr antreten wollen bei der IISA-WM.
Als die 1.000er geschwommen sind, es ist längst dunkel. Anschließend werden noch die Staffeln über 4 x 50 Meter Freistil absolviert. Team Deutschland eins gewinnt ganz knapp vor Polen. In Team Deutschland zwei schwimmen auch mein Kumpel Lars Mack und ich mit, kurz nach unseren 1.000 Metern wird dieses Rennen zu einer wahren Herausforderung.