Am letzten Wochenende vor Heiligabend sprangen zahlreiche deutsche Kaderschwimmer noch einmal bei zwei Stützpunkt-Wettkämpfen in Würzburg und Magdeburg ins Wasser. Die Wettkämpfe hatte der DSV initiert, um seinen Topathleten auch in Zeiten abgesagter Veranstaltungen Vergleichsmöglichkeiten auf Topniveau zu ermöglichen. Obwohl die Bäder seit Anfang November für die Öffentlichkeit gesperrt sind, dürfen Kadersportler weiter ins Wasser. In Würzburg traten 46 Schwimmerinnen und Schwimmer an, in Magdeburg waren 17 Athletinnen und Athleten am Start, unter ihnen Weltmeister Florian Wellbrock, Weltmeisterin Sarah Köhler und Olympiasiegerin Sharon van Rouwendaal.
Märtens schneller als Michael Groß 1982
Für die bemerkenswertesten Leistungen sorgten jedoch nicht die beiden deutschen Vorzeigeschwimmer, die demnächst heiraten wollen, sondern zwei Nachwuchsathleten. So schwamm in Magdeburg der 18-jährige Lukas Märtens 1:47,24 Minuten über 200 Meter Freistil und verbesserte damit einen Altersklassenrekord von Michael Groß. Der „Albatros“ war 1982 im selben Alter 1:47,82 Minuten geschwommen, ehe er zwei Jahre später Olympiasieger über diese Strecke wurde (Siegerzeit in Los Angeles: 1:47,44 min). Mit 2,04 Meter ist Märtens sogar noch drei Zentimeter größer als Groß. Der Magdeburger, der nächste Woche 19 Jahre alt wird, überzeugte in 7:57,07 Minuten auch über 800 Meter Freistil. „Lukas ist technisch sehr gut und hat noch jede Menge Potenzial. Noch haben wir ja noch nicht einmal mit der Spezialisierung begonnen“, wird Bundestrainer Bernd Berkhahn auf der Webseite des DSV zitiert. Schneller über 800 Meter war nur Wellbrock (7:50,67 min). Der 23 Jahre alte Weltmeister sorgte zudem über 400 Meter (3:47,36 min) und 1.500 Meter Freistil (14:58,64 min) für starke Ergebnisse. Köhler überzeugte in 8:27,83 Minuten über 800 Meter Freistil.
Matzerath knackt die Minute
Für das zweite Ausrufezeichen sorgte in Würzburg Lucas Matzerath, der über 100 Meter Brust als fünfter deutscher Schwimmer nach Hendrik Feldwehr, Christian vom Lehn, Fabian Schwingenschlögl und Johannes Neumann die Minutengrenze unterbot. In 59,75 Minuten brachte sich der 20-Jährige auch für ein Olympiaticket ins Gespräch. Die Quali-Norm für Tokio liegt bei 59,80 Minuten, jedoch hat die Qualifizierungsperiode noch nicht begonnen. Matzerath muss die Zeit also noch einmal wiederholen, um nächsten Sommer sicher dabei zu sein. Auch Ole Braunschweig von der SG Neukölln unterbot in 53,66 Sekunden über 100 Meter Rücken die Olympianorm.
Kullmann im Fernduell vorn
Bei den Frauen blieben ähnliche Knallerzeiten zwar aus, jedoch gab es auch hier starke Resultate. So gewann Leonie Kullmann in Würzburg das Fernduell mit der in Magdeburg schwimmenden Isabel Gose über 400 Meter Freistil. In 4:08,07 Minuten kam die Berlinerin Kullmann bis auf 57 Hundertstel an die Olympianorm heran. Gose schlug nach 4:09,03 Minuten an.
WM-Finalistin Anna Elendt nutzte den Weihnachtsbesuch in der Heimat für einen Wettkampftest. Über 100 Meter Brust war die 18-Jährige, die in Texas studiert, mit 1:07,59 nur neun Hundertstel langsamer als kürzlich bei ihrem Sieg mit Bestzeit bei den US Open. Angelina Köhler aus Hannover schlug über 100 Meter Schmetterling bereits nach starken 58,50 Sekunden an.