Die ersten Wettkämpfe im Eisschwimmen der Saison 2025/26 sind geschwommen. Die Highlights stehen mit der EM und der WM im Februar und März an.
Er gehört seit Jahren zu den unerbittlichen Wiederholungstätern im eiskalten Wasser: Lars Mack aus Nattheim in Baden-Württemberg tritt immer wieder bei allen möglichen (und bei ein paar schier unmöglichen) Wettkämpfen an. Auch in der laufenden Saison will der Mann Jahrgang 1975 wieder mitschwimmen – zum Beispiel bei der WM der International Winter Swimming Association (IWSA) Anfang März im finnischen Oulu und bei der EM der International Ice Swimming Association (IISA), die Anfang Februar in Molveno in den italienischen Alpen stattfindet.
Bereits Ende 2025 indes hat Lars Mack sein eigenes Ding gemacht: Der Schwimmer und ehemalige Münchener Polizist lebt seit rund zwei Jahren auf Colonsay, einer kleinen Insel in Schottland. Mack hat zusammen mit ein paar anderen Enthusiasten Mitte Dezember im Hafenstädtchen Oban die schottischen Meisterschaften ausgerichtet. Das Wasser war noch nicht wirklich kalt: knapp unter zehn Grad, geschwommen wurden nur kurze Strecken. Die Stimmung, erzählt Lars Mack am Telefon, sei aber top gewesen.
Jeder und jede darf mitschwimmen
Der IWSA-Athletensprecher will im neuen Jahr bei mehreren Wettkämpfen in richtig kaltem Wasser dabei sein. Bei der WM in Oulu, sagt Mack, finden die Wettkämpfe in einem Becken statt, das in einen zugefrorenen Fluss gesägt wird. Das Eis sei richtig dick, das Wasser dürfte kaum mehr als Null Grad haben. Geplant ist auch ein Weltrekord-Versuch: eine Staffel mit mindestens 808 Schwimmerinnen und Schwimmern. Die Bestmarke steht bei 807 Aktiven und wurde 2024 in Tallin, Estland, ausgestellt. Zum regulären Programm bei der WM gehören Strecken von 25 bis 450 Metern. In Oulu, schwärmt Lars Mack, gebe es in unmittelbarer Nähe zum Wettkampfbecken ein Hallenbad sowie „ein Saunadorf“. Die IWSA nennt Mack eine „Open Church“, sprich: Jeder und jede darf mitschwimmen – vorausgesetzt, ein Arzt hat sein Okay gegeben. Für die Meisterschaften gibt es keine Pflichtzeiten.
Ein klein bisschen ernster geht es bei den Wettkämpfen der IISA zu. Der Verband kooperiert seit einiger Zeit mit dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV). Das Ziel der IISA ist ambitioniert: Eisschwimmen soll winterolympisch werden. Die EM in Molveno wird wie die IISA-WM 2025 in einem 50-Meter-Becken neben dem Molvenosee ausgetragen. 2025 hatte das Wasser in diesem Becken knapp zwei Grad. Geschwommen werden wieder Strecken von 50 bis 1.000 Meter.
Eisschwimmen soll olympisch werden
Mittlerweile haben absolute Top-Schwimmer das Eisschwimmen für sich entdeckt, zum Beispiel Andreas Waschburger. Der Saarländer hält den Weltrekord über die Königsdisziplin, die 1.000 Meter im Eiswasser. Auch bei den Damen ist Deutschland top: Alias Fatum-Böker aus Leipzig hält den 1.000-Meter-Weltrekord. Sowohl Waschburger als auch Fatum-Böker wollen bei der WM in Molveno ihre Titel verteidigen.
Der Deutsche Mister Eisschwimmen, Christof „Wandi“ Wandratsch, spricht mit Blick auf die EM von einem „Topwettkampf mit herrlichem Alpenpanorama“. Die IISA tue alles, damit die 1.000 Meter in das Olympiaprogramm aufgenommen werden. Die EM ist zeitlich geschickt platziert: Kurz nach den Meisterschaften in Italien beginnen die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Der Wandi ist schon x-mal im Eiswasser angetreten und hat x-mal gewonnen – bei Wettkämpfen der IISA und der IWSA. Er hat bereits dreimal den Weltcup der IWSA nach Deutschland geholt.
Ein Highlight für viele Eisschwimmer sind die German Championships „Zollhaus Open“, die am 21. und 22. Februar in einem kleinen See im Erzgebirge in Sachsen unmittelbar an der Grenze zu Tschechien ausgetragen werden. 2025 fanden diese Zollhaus Open in einer wahren Winter-Wunderland-Atmosphäre statt: In der Woche vor dem Wettkampf hatte die Luft nachts –20 Grad, tagsüber –10 Grad. Die Wälder, Felder und Wiesen waren verschneit, der Himmel war tiefblau, dazu gab es von morgens bis abends Sonne satt. Die Zollhaus Open sind Teil und zugleich Abschluss des Deutschland-Ice-Cup, der Ende November mit dem Silbersee-Cup begonnen hat. Zugleich sind die Zollhaus Open der letzte Wettbewerb des IISA-Weltcup.
Gut möglich, dass Lars Mack sich spontan entscheidet, dass er im Februar auch bei den Zollhaus Open antritt. Bei ihm weiß man nie. Abwarten. Ganz sicher, sagt der Mann, der auf Colonsay Austern züchtet, würden die schottischen Meisterschaften auch 2026 wieder im Hafenbecken in Oban ausgetragen werden, wieder im Dezember.