Nach einem Haiangriff verlor die Amerikanerin Alexandra Truwit den linken Unterschenkel. Davon ließ sich die Schwimmerin aber nicht aufhalten.
Uniabschluss, Urlaub, Haiangriff, Amputation: Was wie eine Horrorgeschichte klingt, wurde für die junge Amerikanerin Alexandra „Ali“ Truwit zur Realität. Die heute 24-Jährige war nach Abschluss ihres Studiums im Mai 2023 mit einer Freundin vor der Küste der Turks- und Caicosinseln schnorcheln, als ein „riesiger Hai aus dem Nichts auftauchte und anfing, mit uns zu kämpfen“, wie Truwit NBC News erzählte.
Die beiden Frauen traten und stießen nach dem Hai. „Wir wehrten uns und stießen und traten, aber ziemlich schnell hatte er mein Bein in seinem Maul“, so die Amerikanerin weiter. „Und das nächste, was ich weiß, ist, dass er meinen Fuß und einen Teil meines Beines abgebissen hat.“ Dennoch reagierten die Freundinnen geistesgegenwärtig. In ihrer Unizeit waren beide Mitglieder des Schwimmteams an der Yale University gewesen. Die Situation versetzte sie in den Wettkampfmodus und so schnell sie konnten, schwammen sie die ungefähr 60 Meter zurück zu ihrem Boot. Dort legte ihre Freundin der Verletzten einen Druckverband an. „Schwimmen ist das erste, was mir das Leben gerettet hat, und das zweite war meine Teamkollegin Sophie“, so Truwit.
Drei Operationen
Es folgten der Transport in ein Krankenhaus in Miami, später dann nach New York und drei Operationen, schließlich wurde Ali Truwit an ihrem 23. Geburtstag der linke Unterschenkel unterhalb des Knies amputiert. „Es waren viele dunkle Tage“, berichtete sie. „Aber ich bin am Leben und das wäre ich fast nicht gewesen.“
Während der Reha ging es für Truwit das erste Mal wieder ins Wasser. „Ich hatte wirklich Angst“, berichtete sie dem amerikanischen Paraschwimm-Verband. „Das letzte Mal, als ich das Geräusch von Wasser hörte, schwammen wir um unser Leben“ Sie könne sich an den gesamten Angriff erinnern und deswegen sei es schwer gewesen, nicht sofort wieder in Panik zu verfallen. Sie machte eine Traumatherapie und beschäftigte sich mit Paraschwimmen.
Unterstützung von Paraathletinnen
Unterstützung bekam die Athletin dabei von einer Freundin ihrer Mutter, ebenfalls ehemalige Yale-Schwimmerin. Erin Popovich, Leiterin des amerikanischen Paraschwimmprogramms, unterstützte sie bei allen Schritten. Auch Truwits Orthopädietechniker half mit, indem er die Schwimmerin mit Jessica Long, einer erfahrenen amerikanischen Paralympics-Athletin bekannt machte.
Der Weg zum Schwimmen als Unterschenkelamputierte sei nicht einfach gewesen, sagte Truwit. Vieles, wie das Stehen auf dem Startblock oder Rollwenden, musste sie neu lernen. Außerdem musste sie ihre Bewegungsmuster anpassen, um das Ungleichgewicht es Unterkörpers anzupassen. Als die Amerikanerin anfing, auf Geschwindigkeit zu trainieren, kam das Trauma des Haiangriffs zurück. Aber Ali Truwit gab nicht auf, nahm an Wettkämpfen teil uns gewann im Dezember 2023 eine Silbermedaille bei den US Para Swimming Nationals. „Ich habe es mir zur Priorität gemacht, mich auf das zu konzentrieren, was ich noch kann, und die Paralympics und der Schwimmsport waren von unschätzbarem Wert, weil sie mir geholfen haben, diese Einstellung so weit wie möglich beizubehalten“, sagte sie.
Etwas mehr als ein Jahr nach dem gefährlichen Angriff gehört Ali Truwit nun zum amerikanischen Paralympics-Team. Über drei Strecken hat sich die 24-Jährige für die Wettkämpfe in Paris qualifiziert. In der Startklasse S10 geht sie über 100 und 400 Meter Freistil, so wie 100 Meter Rücken an den Start.