Die Schwimmfähigkeit und die aktuelle Bädersituation seien „katastrophal“, heißt es vom Schwimmverband NRW. Der Trend gehe derzeit in die falsche Richtung.
„Befund katastrophal – mit Trend zur weiteren Verschlechterung!“ Zu diesem Fazit kommt das Präsidium des Schwimmverbands Nordrhein-Westfalen beim Blick auf die Schwimmfähigkeit in Deutschland sowie die aktuelle Bädersituation in NRW. In einem langen Statement auf der Website des SV NRW beklagt etwa Generalsekretär Frank Rabe, dass über negative Entwicklungen zwar seit Langem gesprochen und berichtet würde, sich aber nichts Substanzielles ändere. „Wir sehen das seit vielen Jahren, außerhalb der Vereinswelt wurde aber nichts wirklich Nachhaltiges unternommen.“ Wenn es beispielsweise heißt, dass mehr als die Hälfte der Grundschüler nach der vierten Klasse nur schlecht oder gar nicht schwimmen könne und das Ziel der Kultusministerkonferenz, allen Kindern Schwimmen beizubringen, damit weit verfehlt wird, komme es laut Vizepräsidentin Elke Struwe zu einer „ritualisierten 5-Minuten-Betroffenheit“, ehe das Thema gewechselt würde. „Man stelle sich vor, dies würde für Lesen und Schreiben festgestellt. Dann wäre der Aufschrei groß.“
Eine Hauptursache für die Abwärtsspirale sieht man beim Verband im sogenannten Bädersterben. Dieses sei im bevölkerungsreichsten Bundesland sogar noch dramatischer als im bundesweiten Vergleich, wo zwischen 2000 und 2019 etwa ein Fünftel aller Bäder dichtgemacht hat. Für NRW ergebe sich bei den für die Schwimmausbildung und den Schwimmsport geeigneten Bädern im selben Zeitraum sogar ein Rückgang um 43 Prozent. Von 1.401 Hallen-, Frei- und Kombibädern im Jahr 2000 seien in 20 Jahren 614 von der Landkarte verschwunden. In Ermangelung offizieller Zahlen stützen sich die Verantwortlichen des SV NRW auf Statistiken der Bäderbetreiber, des DOSB, der Kultusministerkonferenz sowie des Projekts Bäderleben.
Weitere Bäderschließungen vermeiden
Außerdem heißt es, dass die durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise in bundesweit rund einem Drittel der Kommunen darüber nachgedacht würde, Schwimmbäder aus finanziellen Gründen zu schließen oder den Betrieb einzuschränken. Häufig werde dabei jedoch der tatsächliche Wert dieser Bäder übersehen. So sagt Verbandspräsidentin Claudia Heckmann: „Bäder sind nicht nur ein Kostenfaktor, sondern sie übernehmen soziale, kommunikative und gesundheitspräventive Aufgaben. Schwimmbäder sind soziale Ankerpunkte und unverzichtbare Stätten der Gemeinschaft. Ein Bad sollte mit derselben Selbstverständlichkeit zur Verfügung stehen wie andere Infrastruktureinrichtungen auch. Es ist höchste Zeit, dass wir den Wert dieser Einrichtungen anerkennen und sie durch nachhaltige Investitionen zukunftsfähig machen.“
Der Verband fordert die Politik auf, alles zu tun, um weitere Bäderschließungen zu vermeiden. Ziel sollte immer „der Erhalt und die Modernisierung sein“. Zudem fordert das Präsidium des SV NRW einen Bäderplan für den Neubau und Ausbau von Bädern für die Schwimmausbildung sowie eine Garantie, dass Wasserflächen für die Schwimmausbildung in Schulen und Vereinen auch in Zukunft kostenlos bereitgestellt werden.