Andrea Di Nino hat in der Nähe von Neapel ein erfolgreiches Schwimmteam aufgebaut. Das ADN Swim Project besteht größtenteils aus Sprintern, international am bekanntesten sind Milorad Cavic, Evgenij Korotyshkin und Andrej Govorov. Für Di Nino muss ein moderner Schwimmtrainer im Hochleistungsbereich ein wahres Multitalent sein. Experte nicht nur im Bereich Schwimmtechnik und Schwimmtraining, sondern auch über Ernährung, Psychologie, Regeneration, Sportwissenschaft und andere Dinge muss er bestens Bescheid wissen.
Weil es im Spitzensport aber nicht ohne Team geht, hat sich Di Nino den Headcoach im American Football zum Vorbild genommen, der stets einer ganzen Mannschaft aus Trainern vorsteht. „Die Erfahrung zeigt, dass der Profisport keinen Trainer akzeptiert, der Entscheidung aus dem Bauch heraus fällt.“
Mit kurzen Videos zu Krafttraining, Unterwasser-Technikanalyse und Atmung gewährt Di Nino Einblicke in die Arbeit der einzelnen Experten im ADN Swim Projekt. Besonders interessant: das Atem- und Laktattoleranztraining. Sprints im Training bereits mit Sauerstoffschuld anzugehen, sei ein „intelligenter Weg“, so Di Nino, um schnell in hohe Laktaktbereiche zu gelangen. Dies wiederum sei wichtig, um die Laktattoleranz von Sprintern zu verbessern. Wie so ein Training aussehen kann, verdeutlicht Di Nino mit zwei Trainingsplänen, die es in sich haben.
Niedrige Intensität
8x50m | Abgang: alle 60 s |
3 x Kraul max. drei Atemzüge | |
1 x 25 Beine tauchen + 25 locker | |
3 x Kraul max. drei Atemzüge | |
1 x 25 Beine tauchen + 25 locker | |
2x150m | Beine mit Kurzflossen, ersten und letzten 25 m unter Wasser, Pause: 60 s |
6x50m | Kraul, max.zwei Atemzüge, die letzten 15 m nur Beine tauchen, Start: alle 75 s |
2x200m | Beine mit Flossen, die letzten 50 m unter Wasser, Pause: 60 s |
Hohe Intensität
2x50m | 30 s statisch auf dem Boden verharren |
25 m Delfinkicks tauchen, schnell | |
25 m Schmetterling (max. zwei Atemzüge) | |
2x50m | 30 s auf dem Beckenboden verharren |
35 m Delfinkicks tauchen | |
15 m Kraul (ohne Atmen) |
Im Anschluss referierte Südafdrikas Chefcoach Graham Hill über die Vereinbarkeit von Wettkämpfen und Training. Als Fan von Manchester United habe er sich schon vor vielen Jahren die Frage gestellt: „Wenn Fußballer und Tennisspieler in der Lage sind, Woche für Woche Topleistung abzuliefern, warum sollten Schwimmer das nicht auch können?“
Am Beispiel von Chad le Clos verdeutlichte Hill die Bedeutung konsequenten Trainings und häufiger Wettkämpfe. So reduziere der Olympiasieger seine Trainingsumfänge ausschließlich in der Vorbereitung auf Olympische Spiele und Weltmeisterschaften. Selbst im Weltcup oder auf der Mare Nostrum Tour schwimmt le Clos rund 10 Kilometer am Tag, viele davon beim Einschwimmen vor den Wettkämpfen. Die Rennen selbst ersetzen dann hochintensive Inhalte im Trainingsprogramm.