Was für ein verrücktes Unternehmen: Der Brite Ross Edgley, bekannt für seine rekordverdächtigen Abenteuer, ist den Yukon River in Kanada 62 Stunden am Stück hinab geschwommen.
Ross Edgley hat es mal wieder vollbracht: Der Extremsportler, der schon um Großbritannien schwamm und Triathlons mit einem 45 Kilogramm schweren Baumstamm absolvierte, war angetreten, die längste Strecke zu schwimmen, die je ein Athlet nonstop absolviert hat. Für sein Abenteuer wählte der Brite, der auch als Autor und Influencer bekannt ist, den Yukon River in Kanada, denn die enorme Distanz, um die es bei diesem Unterfangen zurückzulegen galt, ist nur mit ordentlich Strömung zu schaffen.
Den Angaben nach startete Edgley am 16. Juni nahe der Yukon-Quelle und stieg erst zweieinhalb Tage später, am Abend des 18. Juni kurz vor der Grenze zu Alaska wieder aus dem Wasser. In den 62 Stunden dazwischen legte er 510 Kilometer im durchschnittlich neun Grad kaltem Wasser zurück. Zum Schutz vor Unterkühlung trug der Ausdauersportler einen sieben Millimeter dicken Neoprenanzug. Im Ziel jubelte der Athlet auf Social Media: „Wir haben es geschafft: das längste Nonstop-Schwimmen der Welt im Yukon, ohne anzuhalten, zu schlafen oder Land zu berühren.“ Fotos von völlig aufgeweichten Händen und eine tiefe Schnittwunde durch den Neoprenanzug an der Wade, zeigen, welche Qualen der Sportler durchlebt haben muss.
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Mehr InformationenWOWSA: Kein offizieller Rekord
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Guinness Buch der Rekorde Edgleys Leistung anerkennen und mit dem Prädikat „Längstes Nonstop-Schwimmen“ versehen. Damit würde der 38-Jährige Martin Strel vom Thron stoßen. Der Slowene war 2001 in der Donau von Melk in Österreich bis Paks in Ungarn geschwommen und hatte in 84 Stunden 504,5 Kilometer zurückgelegt. Auch Strel trug bei seinem Schwimmen einen Neoprenanzug.
Doch was für das Guinness Buch der Rekorde gilt, gilt nicht für die Welt der Open-Water-Schwimmer. Hier gelten eigene Gesetze und die sind angelehnt an die Regeln für den Ärmelkanal. Das vielleicht wichtigste Gesetz besagt, dass Rekorde nur aufgestellt werden können, wenn ein Schwimmen ohne Hilfe – auf Englisch „unassisted“ – stattfindet. Diese Regelung schließt unter anderem das Tragen eines Neoprenanzugs aus. Die World Open Water Swimming Association (WOWSA) teile deshalb in einem Statement mit, dass sie Edgleys Yukon-Schwimmen nicht als offiziellen Open-Water-Rekord anerkennen wird. Da auch Strel in der Donau mit Neopren geschwommen ist, gehöre die Bestmarke für die längste Schwimmdistanz weiter dem Argentinier Ricardo Hoffmann. Nur mit Badehose war dieser 1981 im Paraná River 481 Kilometer ohne Pause geschwommen.
Edgley wird die Entscheidung verkraften. Ihm geht es ohnehin mehr um Publicity, denn um die Anerkennung der Open-Water-Community. Vor zwei Jahren schwamm er medienwirksam durch Loch Ness und sein Großbritannien-Schwimmen wurde 2018 von Red Bull begleitet. Auf seinen Kanälen wirbt der Sportler schon für das nächste Abenteuer, das in diesen Tagen im TV laufen soll. Der Titel: „Shark vs. Ross Edgley“.