Marius Kusch will bei den umstrittenen Enhanced Games starten – mit offenem Doping. Aus der Schwimmwelt hagelt es Kritik.
Die geplante Teilnahme von Marius Kusch bei den umstrittenen Enhanced Games sorgt in der deutschen Schwimmlandschaft für Empörung. Mit seiner Zusage wird Kusch zum ersten deutschen Athleten, der bei diesem Wettkampf mitmachen will. Die Enhanced Games (übersetzt: „Erweiterte Spiele“) sollen im Mai 2026 in Las Vegas ausgerichtet werden. Leistungssteigerung durch Doping ist dabei ausdrücklich erlaubt. Kusch gewann in seiner Karriere mehrere Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften und nahm an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio teil. Die Reaktionen auf seine Zusage zu den Enhanced Games sind heftig.
Vorstandschef Jan Pommer vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) reagiert mit deutlichen Worten: Die Enhanced Games widersprächen allen Prinzipien des fairen Wettbewerbs. Gegenüber dpa spricht er von einer „Verhöhnung von Fairness, Gesundheit und der Daseinsberechtigung des Sports“ und betont: „Wer sich bewusst von diesen Werten abwendet, verabschiedet sich von unserem Schwimmsport.“
„Das ist schwer zu verstehen“
Kuschs ehemalige Nationalmannschafts-Teamkollegin Dorothea Brandt zeigte sich entsetzt. Die frühere Aktivensprecherin bezeichnet Kuschs Schritt als persönlich nicht nachvollziehbar: „Das ist für mich erstmal schwer zu verstehen. Er rückt aus dem Wertekreis aus, den er jahrelang mitgetragen hat.“ Sie wirft ihm einen Verrat an den Idealen des Sports vor. Außerdem merkt Brandt an: „Ist es das wert, dass man sich das ganze Zeug, auch wenn das ärztlich überwacht wird, reinzieht? Es weiß ja niemand, was in zehn Jahren passiert. Was passiert dann mit dir? Dann hast du fünf Jahre mehr Kohle, aber dann bist du in zehn Jahren vielleicht tot.“
Kusch selbst argumentiert pragmatisch: Der Hochleistungssport habe ihm nie finanzielle Sicherheit geboten. Die Enhanced Games eröffneten ihm eine Möglichkeit, für seine Familie zu sorgen, so sein Instagram-Statement. Er sieht sich zudem als Teil einer Bewegung, die bestehende Grenzen hinterfragt.
Hohes Preisgeld
Dass Preisgelder von bis zu 500.000 US-Dollar pro Disziplin locken und für neue Rekorde sogar Boni von einer Million winken, macht die Debatte nur eindringlicher. Die Tatsache, dass in diesen Spielen ausdrücklich leistungssteigernde Mittel zulässig sein sollen, verstärkt den Konflikt mit den etablierten Regeln des Sportbetriebs.
Vor Kusch hatten sich bereits andere Topschwimmer wie James Magnussen (Australien) und Kristian Gkolomeev (Israel) zu einer Teilnahme bekannt. Gkolomeev unterbot in einem Marketing-Video sogar den 50-Meter-Weltrekord. Erst vor wenigen Tagen hatte Olympia-Silbermedaillengewinner Benjamin Proud (Großbritannien) für das Event zugesagt. Die Reaktionen in dessen Heimat fielen ebenso deutlich aus wie jetzt in Deutschland. Hinter den Spielen stehen zahlreiche schwerreiche Männer wie etwa Techmilliardär Peter Thiel, Donald Trump Jr. oder Christian Angermayer.