Freitag, 19. April 2024

Martins WM-Tagebuch | Bilderbuchwetter und Wahnsinnszeiten

Tag drei der WM im Wintersschwimmen beginnt strahlend. Mit viel Sonnenschein. Beim Blick vom Balkon unserer Sportler-WG kommt einem sofort ein Gedanke: Sommer! Nein, es ist aber Winter. In der Nacht war es tatsächlich eiskalt, deutlich unter null. Die Wassertemperatur des Bleder Sees ist leicht gesunken, die Veranstalter sprechen am Morgen von fünf Grad.

Bei diesem bombastischen Wetter purzeln die Rekorde. Lokalmatador Luka Turk schwimmt eine der imposantesten Zeiten dieser Wettkampftage: Er benötigt für die 100 Meter Freistil nur 54,68 Sekunden. Ohne Startsprung, ohne Rollwenden, bei Eiseskälte. Tobias Wybierek (Serwus Burghausen) zaubert über 50 Meter Brust eine weitere Fabelzeit in Wasser: 31,24 Sekunden – das wäre wohl Weltrekord, es bleibt aber abzuwarten, ob die Zeit anerkannt wird, fünf Grad Wassertemperatur, das ist magische Grenze. 5,1 Grad wären zu warm.

Echtes Eisschwimmen?

Manche routinierte Kaltwasserschwimmer sagen indes, dass richtiges Eisschwimmen erst bei den längeren Strecken begönne. Nur wer im Wettkampf mehrere hundert Meter weit kraulen will, müsse das lange üben. Die kurzen Distanzen seien auch ohne viel Training im Eiswasser kein Problem.

Zu den deutschen Wiederholungstätern auf Platz eins gehören an diesem Tag unter anderem Christof Wandratsch (Keep Frozen Team Aqua Schere), die Leipzigerin Alisa Fatum (SSV Leutzsch Team Aqua Sphere), Julia Wittig (Serwus Burghausen), Elke Ortloff (Berlin), Sarah Anne Richter (SSG 81 Erlangen). Alle sind Altersklassen-Weltmeister. Die Ergebnisse finden Sie hier.

[ngg src=“galleries“ ids=“16″ display=“slideshow“ image_crop=“1″ image_pan=“0″ show_captions=“1″ caption_class=“caption_below_stage“ aspect_ratio=“first_image“ slideshow_speed=“7″]

Morgenritual: Gurgeln mit Öl

Ich bin mit meinen 100 Metern Freistil im Becken ganz zufrieden, Platz drei in der AK, nur ein paar Zehntel am Titel vorbei. Der Wandi sagt, diese Zehntel hätte ich auf der letzten Bahn verloren, weil ich zu oft nach der Wand geschaut hätte. Meine 450 Meter im Freiwasser fühlen sich noch ein klein bisschen besser an als die 100 Meter im Becken. Platz zwei, nochmal Vizeweltmeister. 

Unser Morgen in der WG hat mal wieder mit einer Spezialeinheit begonnen: Christof hat mich überredet, ein paar Minuten lang mit Sonnenblumenöl zu gurgeln, damit die Bakterien aus der Mundhöhle verschwinden. Es hat mir nicht geschadet, an den Geschmack muss ich mich allerdings erst noch gewöhnen. Die WG ist übrigens geschrumpft, Mark war nur die ersten Tage dabei. Wir haben also ein Bett frei – Interessenten können sich bewerben.

Martin Tschepe Daumen hoch beim schwimmenden Journalisten.

Unnötige Hektik

Am Spätnachmittag gehen wieder die ersten Siegerehrungen über die Bühne, ein bisschen chaotisch und diesmal bereits, als der letzte Lauf über 450 Meter noch im See ist. Kein schöner Zug der Veranstalter. Wir haben doch eigentlich alle Zeit der Welt, alle Schwimmer sind im (Aktiv)Urlaub. Und der Empfang auf der Bleder Burg beginnt erst um 19.30 Uhr.

Martin Tschepe
Martin Tschepehttp://www.bahn9.de/
Martin Tschepe ist freier Autor, Swimguide, Freiwasser- und Eisschwimmer des SV Ludwigsburg.

Verwandte Artikel

- Anzeige -

Letzte Artikel