Muss jedes sechste Schwimmbad in Deutschland schließen? Laut einer Umfrage der KfW könnte es in den nächsten Jahren dazu kommen, wenn nicht genügend Geld in die Sanierung der Anlagen investiert wird.
Kaputte Duschen, abgeplatzte Fliesen oder abgerockte gekommene Umkleiden. Viele Schwimmbäder in Deutschland sind in die Jahre gekommen. In einer im Auftrag der Förderbank KfW durchgeführten Studie gaben 62 Prozent der befragten Städte, Gemeinden und Landkreise an, dass ihre Hallenbäder in einem besorgniserregenden Zustand seien. Dabei gehe es vor allem um den energetischen Zustand der Gebäude, den Zustand der Gebäudehüllen sowie den der sanitären und technischen Anlagen. Bei anderen Sportanlagen sehen die Antworten nicht besser aus, 59 Prozent der insgesamt 307 befragten Städte, Gemeinden und Landkreise gaben an, dass ihre Anlagen in schlechtem Zustand seien.
Und dieser Zustand könnte Folgen haben. Ohne Sanierung müssen laut der Umfrage in den kommenden drei Jahren vermutlich 16 Prozent der Freibäder und 14 Prozent der Hallenbäder schließen. „Das drohende Wegfallen von fast einem Sechstel der Schwimmbäder erscheint besonders gravierend, da diese für das Erlernen des Schwimmens zentral sind und die Zahl der Nichtschwimmer laut DLRG seit Jahren ohnehin schon steigt“, sagte KfW-Kommunalexpertin Stefanie Brilon.
Zwei Milliarden Euro jährlich
Doch nicht nur für die Schwimmausbildung wären die Folgen fatal. Auch Wettkampf- und Freizeitschwimmer kämen in die Bredouille. Dabei ist das Problem nicht neu. Viele Sportstätten, egal ob Schwimmbäder oder Turnhallen, stammen aus den 1950er- und 1960er-Jahren, der Zeit des Wirtschaftswunders. Seitdem ist nicht viel passiert, die Anlagen wurden baufällig. „Dann gehen die sanitären Anlagen kaputt, die technischen Anlagen gehen kaputt, die Heizungen funktionieren nicht mehr richtig“, sagte Stefan Klett, Präsident des Landessportbunds NRW, dem WDR.
Um diese Entwicklung zu stoppen, muss Geld für Sanierungen her. Zwei Milliarden Euro pro Jahr, jeweils eine Milliarde von Bund und Ländern, fordern der DOSB, der DBS und der DFB. Allerdings zählen Investitionen in den Sport laut KfW zu den freiwilligen Leistungen von Kommunen. Vorher stehen Pflichtausgaben wie Schulen auf der Agenda. Der Sport konkurriert anschließend mit Investitionen in die Kultur oder die Wirtschaftsförderung, ebenfalls freiwilligen Leistungen. „Angesichts der angespannten finanziellen Situation können viele Kommunen entsprechende Investitionen nicht aus den laufenden Haushalten stemmen“, heißt es in der Untersuchung.