Die dreifache Olympiasiegerin Katinka Hosszu hat ihren Rücktritt verkündet. Die Ungarin zählt zu den erfolgreichsten Schwimmerinnen der Geschichte.
Andere bekommen ihren Spitznamen durch Zufall, für „Iron Lady“ Katinka Hosszu war ihr Name jahrelang Programm. Kaum eine andere Schwimmerin war so hart zu sich selbst, keine hat in ihrer Karriere mehr Rennen auf absolutem Weltklasseniveau absolviert als die Ungarin. Es gab Weltcup-Events, bei denen Hosszu von den 50ern bis zu den 400 Metern Lagen jedes einzelne Rennen bestritt (und fast immer gewann). Oft reichte die Zeit bis zu ihrem nächsten Start nicht mal für einen trockenen Badeanzug. Woran andere physisch und mental gescheitert wären, sah Hosszu als das beste Training. Jetzt hat die dreimalige Olympiasiegerin ihre einmalige Karriere im Alter von 35 Jahren offiziell beendet.
Auf Facebook schreibt Hosszu über ihre Liebe zum Wasser. „Dreißig Jahre lang war das Wasser mein Zuhause, ein Zufluchtsort, in dem ich Trost und Kraft fand. Von dem Moment an, als ich als Kind zum ersten Mal in den Pool sprang, wusste ich, dass ich etwas Magisches entdeckt hatte. Die kühle Umarmung des Wassers fühlte sich an, wie nach Hause kommen. Es war ein Ort, an dem die Schwerkraft aufgehört hatte zu existieren, und jeder Armzug mich meinen Träumen näher brachte.“
321 Weltcup-Siege
Es ist fast unmöglich, all ihre Leistungen aufzuzählen und zu würdigen – und die folgenden Zahlen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Mit 15 Jahren stand Hosszu bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Wien das erste Mal auf einem internationalen Podium. Es folgten laut Wikipedia 94 weitere Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Vor allem auf den Lagenstrecken über 200 und 400 Meter sowie über 200 Meter Rücken und 200 Meter Schmetterling war sie jahrelang fast nicht zu schlagen. 2016 dominierte sie in Rio de Janeiro mit Olympiagold über 100 Meter Rücken und die beiden Lagen-Strecken.
Auch abseits der Großereignisse zählte Hosszu immer zu den Vielstarterinnen und vor allem im Weltcup sind ihre Erfolge legendär. 473-mal schwamm sie bei diesen Events auf das Podium, das ist fast dreimal so oft wie die nächstbeste Emily Seebohm (171). Mehrfach holte sie neun- oder sogar zehnmal Gold bei einer einzigen Weltcup-Station. Über viele Jahre bildete Hosszu mit ihrem Ehemann und Trainer Shane Tusup ein Erfolgsduo. Tusup war bekannt dafür, am Beckenrand wie Rumpelstilzchen mitzufiebern, wenn seine Frau im Wasser den nächsten Rekord jagte. 2018 erfolgte die Trennung. Die Schwimmerin trainierte fortan unter Dave Salo in den USA und in der Heimat bei Árpád Petrov.
Olympische Spiele 2004, 2008, 2012, 2016 und 2021
Nach fünf Olympiateilnahmen seit 2004 war es zuletzt etwas ruhiger geworden um Katinka Hosszu, die 2023 Mutter geworden war. Ihr Versuch, sich noch einmal für die Spiele in Paris zu qualifizieren, scheiterte. Hinzu kommt, dass Athletinnen wie Regan Smith, Summer McIntosh und Gretchen Walsh gerade auf ihren Strecken für Furore und neue Standards sorgen.
Was bleiben wird, sind Hosszus Rekorde und hoffentlich für sie auch der eine oder andere Euro. Schon 2014 wurde sie zur ersten Preisgeld-Millionärin im Schwimmsport, und 2019 listete das Forbes-Magazin Hosszu als reichste Athletin Ungarns. Eine international erfolgreiche Schwimmsportmarke hatte sie bis dahin längst auf den Weg gebracht. Der Name der Marke: „Iron Lady“.