Allmählich werden die Seen und Flüsse kälter. Ganz langsam nur, aber stetig. Der Neckar bei Stuttgart zum Beispiel hat rund 14 Grad, Tendenz: fallend. Wer im tiefsten Bayern lebt, findet in den Bergseen schon bessere Bedingungen. Bessere Bedingungen fürs Eisschwimm-Training. U5 – das ist das magische Kürzel für alle Eisschwimmer. Sie benötigen Wassertemperaturen von weniger als fünf Grad Celsius – nur dann gelten die geschwommenen Rekorde. Abwarten, ob der Hallstätter See Mitte Dezember schon so kalt ist – dann nämlich steigt in diesem Gewässer in Österreich einer der ersten Wettbewerbe dieser Wintersaison.
WM und German Open
Die beiden Höhepunkte, die sich viele Eisschwimmer längst dick im Kalender markiert haben, sind die Ice Swimming German Open am ersten Januarwochenende im Freibad im bayerischen Veitsbronn und die Weltmeisterschaft im Winterschwimmer, die Anfang Februar im slowenischen Bled in einem See ausgetragen werden. Die Anmeldeportale sind geöffnet. Die Veranstalter erwarten Teilnehmer aus aller Welt, unter anderen aus Russland und aus Argentinien.
In Veitsbronn werden 500 und 1.000 Meter Freistil als World-Cup-Läufe gestartet – und zudem die kurzen Strecken: 50 Meter Freistil, Brust und Delfin, 100 Meter Brust, 200 Meter Freistil sowie die Staffeln über 4 x 50 Meter Freistil und 4 x 50 Meter Lagen. Hier geht es zur Website.
In Bled stehen auf dem Programm: 1.000, 450, 200, 100, 50 und 25 Meter Freistil, 25 Meter Schmetterling, 200, 100, 50 und 25 Meter Brust sowie die 4×25-Meter-Staffeln in Brust und Freistil. Die Anmeldung erfolgt über die WM-Website.
Grandiose Kulisse in Bled
Veitsbronn ist längst zum deutschen Mekka des Eisschwimmer geworden. Im Freibad des kleinen Orts hat der deutsche Mister Eisschwimmern einst schwimmen gelernt: Christof „Wandi“ Wandratsch. Der Mann, Jahrgang 1966, ist einer des besten Eischwimmer überhaupt. Speziell über die längeren Strecken hängst der coole Hauptschullehrer viele seiner deutlich jüngeren Konkurrenten ab. Das Wasser im Veitsbronner Becken war im vorigen Winter richtig kalt: es hatte nur etwas mehr als ein Grad. Und die Kenner wissen: Ein Grad – das ist halt doppelt so kalt wie zwei Grad. Spätestens nach ein paar hundert Metern schwindet das Gefühl in den Armen und den Beinen.
In Bled starten die Eisschwimmer vor der grandiosen Alpenkulisse. Auf der kleinen Insel im Lake Bled thront eine schmucke kleine Kirche. Alle, die schonmal in diesem See in Slowenien gekrault sind – die meisten vermutlich im Sommer – wissen: es gibt kaum einen schöneren Ort zum (Eis)Schwimmen.
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Martin Tschepe (54) ist Redakteur bei der Stuttgarter Zeitung, Langstrecken- und Eisschwimmer beim SV Ludwigsburg. Er hat kürzlich ein Buch über Schwimmen geschrieben: „Im Element“.