Das muss man sich einmal bildlich vorstellen: Nachts um ein Uhr steht eine Schwimmerin nur im Badeanzug an Deck eines kleinen Bootes vor der englischen Küste. Kalter Wind berührt ihre Haut, die sie sich gerade mit einer Fettcreme einschmiert. Ihr Kopf steckt in einer dicken Fellmütze. Es ist stockfinster und das Meer ist schwarz. Nur durch die Beleuchtung des Bootes ist es überhaupt zu sehen. Es ist Mitte Oktober.
„Brrr ist das kalt“, schreibt Chloë McCardel zu dem Facebook-Foto, das sie in der Nacht von Freitag auf Samstag bei ihren letzten Vorbereitungen an Bord der Viking Princess 2 zeigt, ehe es losgeht. Dann folgt ein Video von einem Motorboot, dass die derzeit aktivste Kanalschwimmerin der Welt zur Küste bringt. Gerade einmal 15 Grad beträgt die Wassertemperatur.
Um 11 Uhr morgens, 10 Stunden und 12 Minuten nach dem Start, hat McCardel es geschafft. Schon wieder, muss man sagen. Die 35-Jährige ist von England nach Frankreich geschwommen. Zum sechsten Mal in diesem Jahr und zum 37. Mal insgesamt. Diesmal kämpfte sie erst mit der Dunkelheit, auf den letzten Kilometern machte ihr ein Wetterumschwung mit kräftig Wind und Wellen das Leben schwer. Den bisher erfolgreichsten männlichen Ärmelkanalschwimmer, Kevin Murphy, hat sie bereits vor wenigen Wochen übertrumpft. Mehr Querungen hat jetzt nur noch Alison Streeter geschafft. Ihr Rekord steht bei 43.
Wie ein langer Tag im Büro
Chloë McCardel schwimmt durch den Ärmelkanal wie andere auf der 50-Meter-Bahn. Wellen, Kälte, Quallen und Qualen: Nichts scheint die Australierin im Wasser aufhalten zu können. Wovon Open-Water-Schwimmer auf der ganzen Welt träumen, einmal im Leben von Dover nach Calais zu schwimmen, ist für sie wie „a long day in the office“, wie sie uns kürzlich in einem Interview für die aktuelle SWIM erzählte.
„Ich komme seit elf Jahren hierher, aber ich würde nicht behaupten, jeden Teil des Ärmelkanals zu kennen. Ich lerne immer noch dazu“, sagt McCardel, die schon weit mehr als 1.000 Kilometer durch die Meerenge zwischen England und Frankreich geschwommen ist. Ihr Ziel ist natürlich klar: Sie will die neue „Queen of the Channel“ werden.
Wie es Chloë McCardel trotz Ausreisesperre dieses Jahr überhaupt zum Kanal schaffte und warum die Extremschwimmerin, die mit 124 Kilometer den Weltrekord für das längste Nonstop-Schwimmen hält, nach ihren Schwimmen keine Belohnung gönnt, lesen Sie jetzt in SWIM.
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