Nach drei Jahren Bauzeit wird die Alsterschwimmhalle Ende November wiedereröffnet. SWIM.DE durfte schon mal ein paar Bahnen schwimmen.
Der Automat für die Schlüsselausgabe zickt noch etwas und nicht alle finden auf Anhieb den kürzesten Weg durch die Umkleiden zum Becken, doch genau dafür ist dieses Wochenende da. Zwei Tage lang dürfen die Nachbarn aus dem Viertel sowie einige Gäste die komplett sanierte Alsterschwimmhalle kostenlos auf Herz und Nieren ausprobieren. Quasi als Entschädigung nach drei Jahren Großbaustelle im Stadtteil und sehr viel Lärm. Für Badbetreiber Bäderland ist der Praxistest mit zweimal 700 Schwimmgästen zudem eine Möglichkeit, letzte Schwachstellen vor der Eröffnungsfeier am 24. November aufzuspüren. Bis dahin sollen dann auch alle Uhren in der Halle richtig laufen, die letzten Kabel verschwunden sein und der Bagger, der noch auf dem Vorplatz steht, seine Schönheitsarbeiten abgeschlossen haben. Ab dem 27. November haben die Hamburgerinnen und Hamburger ihr wichtigstes Schwimmbad endlich wieder. Die Alsterschwimmhalle, neben dem Olympiabad in München und der SSE in Berlin Deutschlands bekanntestes Sportbad, hat dann von 6:30 Uhr bis 23 Uhr geöffnet. 365 Tage im Jahr.
Die neue Alsterschwimmhalle
Eröffnung: 24. November 2023
Regulärer Betrieb: ab 27. November 2023
Öffnungszeiten: 6:30 bis 23 Uhr
Eintritt: 7,50 Euro
Website: Alsterschwimmhalle
Etwa 400.000 Badegäste pro Jahr verzeichnete das 1973 erbaute Schwimmbad vor der fälligen Komplettsanierung. Wie die Hamburgerinnen und Hamburger die neue ASH annehmen werden, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. „Drei Jahre haben wir gebaut, aber jetzt wird es für uns richtig spannend“, sagt Dirk Schumaier bei einem Rundgang durch den neuen Prachtbau. „Wir wollen einen Beitrag zu mehr Bewegung leisten.“ Der Bäderland-Geschäftsführer wird nicht müde zu betonen, dass man sowohl in der kalkulierten Bauzeit als auch bei den Kosten in Höhe von 80,75 Millionen Euro im veranschlagten Rahmen geblieben sei. Trotz Inflation und gestiegener Energiekosten. Dem Badbetreiber kam dabei die Coronapandemie zugute. Denn wegen der Badschließungen konnten die Bauarbeiten im Herbst 2020 etwas früher anfangen.
Exakt 50,04 Meter Bahnenlänge
Herzstück der Arena ist der 50-Meter-Pool mit zehn Bahnen, dessen Wasseroberfläche nun ebenerdig ist. Die alte Überlaufrinne ist verschwunden. Hier sollen sportliche Freizeitschwimmer und Triathleten zukünftig wieder ihre Bahnen ziehen. Leinen sollen dann zu jeder Zeit gespannt sein. Bei der Beckenlänge nahm man es diesmal ganz genau. Exakt 50,04 Meter sollen es laut Schumaier sein, anders als früher lassen sich nun auf beiden Seiten Wendematten für die elektronische Zeitmessung installieren, ohne dass das Becken dadurch zu kurz wird.
Theoretisch wäre die Halle damit sogar wettkampftauglich. Theoretisch! In der Praxis wird es auf absehbare Zeit wohl trotzdem keine hochkarätigen Schwimm-Veranstaltungen in Hamburg geben. Denn anders als zuletzt 1998 und 2003, als die deutsche Schwimmelite in der Alsterschwimmhalle ihre nationalen Meisterschaften austrug, sind Schwimmevents dieser Größenordnung nicht vorgesehen. Dafür hätten zusätzliche Einschwimmmöglichkeiten sowie Räume für Dopingkontrollen, Schiedsrichter und Presse eingerichtet werden müssen, sagt Schumaier. Diese Kosten hätte er nicht verantworten können. „Da kommt der Hamburger Kaufmann in mir durch“. Schumaier verweist darauf, dass für internationale Großveranstaltungen heute temporäre Schwimmbecken in großen Arenen aufgestellt würden, weil dies wirtschaftlicher und nachhaltiger sei. Ob die Alsterschwimmhalle, die nach der Sanierung keine Tribüne mehr hat, damit jemals für Wettkämpfe genutzt werden wird, darf bezweifelt werden. Für Vereine dürfte die Hallenmiete kaum zu stemmen sein.
Denkmalschutz redet mit
Gebaut ist die Halle aber ohnehin für den täglichen Gebrauch von mehr als 1.000 Besucherinnen und Besucher. Und für die steht neben dem 50-Meter-Becken in einem Neubau ein neuer und sehr warmer 25-Meter-Pool sowie ein Lehrschwimmbecken zur Verfügung. Außerdem gibt es ein Spielebecken, eine Dampfsauna samt Kältebecken und gegen Aufpreis einen großen Saunabereich und einen Fitnessclub. Ein weiteres Highlight und bei den ersten Nutzerinnen und Nutzern besonders beliebt ist der neue Infinity-Pool, der einen Stockwerk über dem Hauptbecken zum Entspannen einlädt. Der Blick schweift dabei durch die riesige Halle und das Geschehen auf den Sportbahnen. Insgesamt gibt es laut Bäderland 25 Prozent mehr Wasserfläche als vorher. Skurril: Der alte 10-Meter-Sprungturm blieb aus Denkmalschutzgründen stehen, darf aber nicht mehr genutzt werden. Stattdessen gibt es ein separates Sprungbecken mit Einer, Dreier und Fünfer. Für einen Zehner hätte dieses Becken noch größer sein müssen, sagt Pressesprecher Michael Dietel. Dafür reiche der Platz trotz der abgerissenen Tribüne aber nicht aus. Trotzdem habe das Sprungbecken einen Riesenvorteil, da für das Springen keine Bereiche mehr im Sportbad abgetrennt werden müssten.
Große Vorfreude
Apropos Denkmalschutz. Auch sonst haben es die Substanzhüter Bäderland nicht gerade einfach gemacht. Die größte Herausforderung bestand darin, das charakteristische Dach der „Schwimmoper“, das nur von drei Säulen gehalten wird, zu erhalten. Zudem mussten viele Originalteile aus den 1970er-Jahren wie Teile der Betonverkleidung oder die orangen Kacheln erhalten bleiben. Optisch ist die Integration dieser alten Teile in die moderne Halle sehr gut gelungen. Vor allem das Orange sticht in der Halle und im Duschbereich immer wieder ins Auge. Auch die neuen Startblöcke haben eine farblich passende Oberfläche.
Und wie ist es, in der neuen Halle zu schwimmen? Wunderbar! Das kann man nicht anders sagen. Das Wasser ist griffig und die Temperatur für sportliches Training ideal. Die Hamburger Schwimmerinnen und Schwimmer können sich auf ihr neues und altes Wahrzeichen freuen.