In Hamburg ertranken zuletzt drei Menschen innerhalb weniger Tage. An der Elbe warnen jetzt ehrenamtliche Strandläufer vor den oft unsichtbaren Gefahren.
In Hamburg wächst die Sorge vor tödlichen Badeunfällen in Flüssen und Kanälen. Besonders an der Elbe bei Blankenese kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Tragödien – zuletzt verschwand ein 40-Jähriger nach einem Sprung ins Wasser am Leuchtfeuer spurlos. Auch ein zehnjähriges Mädchen gilt seit 2023 nach einem Unglück am Schiffswrack „Uwe“ als vermisst.
Erst vor wenigen Tagen ertranken zudem zwei Menschen in der Alster. Ein Mann ging beim Baden einfach unter, eine 57-jährige Frau sprang ihrer verloren gegangenen Brille hinterher und geriet beim Tauchen unter einen Steg. Auch wenn diese Unfälle nicht auf Strömung zurückzuführen sind, rüttelten sie die Bevölkerung auf.
Nach wenigen Schritten fällt der Grund steil ab
Um etwas zu verändern, haben Anwohner am Falkensteiner Ufer die Initiative ergriffen. Sie gründeten die Gruppe der „Strandläufer“, die Spaziergänger und Familien direkt am Elbstrand auf die Gefahren hinweist. Gemeinsam mit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) verteilen die Ehrenamtlichen Flyer, sprechen Strandbesucher an und erklären, warum gerade bei Niedrigwasser die Gefahr besonders groß ist: Wenige Schritte vom Ufer entfernt fällt der Grund steil ab, und starke Strömungen reißen Menschen in die Fahrrinne der Elbe. „Viele wissen das nicht“, sagte Initiatorin Liana Colls dem „Hamburger Abendblatt“. „Doch jedes Kind, das hier ertrinkt, ist eins zu viel.“
Die Strandläufer sind keine Rettungsschwimmer, dürfen aber die Shirts der Wasserretter tragen. Dadurch steige die Akzeptanz, berichten sie. Die DLRG begrüßt das Engagement, denn sie kann nicht überall präsent sein. Sichtweite und Strömung erschweren Rettungseinsätze zusätzlich. Dass es in dieser Saison bislang vergleichsweise ruhig blieb, führen Fachleute auf eine Mischung aus mehr Hinweisschildern, Medienberichterstattung, Aufklärung in Schulen – und den Einsatz der Strandläufer zurück.
Ihr Ziel: Menschen sensibilisieren, bevor es zu spät ist. Denn noch immer unterschätzen viele Besucher die Risiken.