Vom 24. bis 27. Juni 2011 finden in Rostock die Deutschen Freiwasser-Meisterschaften mit Qualifikation für die WM in Shanghai statt. Werden wir Sie dort am Start sehen?
Nein, da ich schon für Shanghai qualifiziert bin, werde ich nicht in Rostock starten, sondern mich auf die WM-Vorbereitung konzentrieren. In Rostock sind ganz andere Bedingungen als in Shanghai, es wird dort sehr kalt sein. Daher macht ein Start für mich keinen Sinn.
Sie sind sowohl über zehn als auch über 25 Kilometer erfolgreich. Welche Strecke liegt Ihnen mehr?
Die beiden Strecken werden im Wettkampf komplett unterschiedlich geschwommen. Im Gegensatz zu den 25 Kilometern sind die zehn Kilometer olympisch. Da ist klar, dass sich die Konkurrenz darauf stürzt und das Tempo hoch ist. Bei zehn Kilometern schwimmt man auch nur zwei Stunden, das kann man im Wettkampf hart schwimmen. Die 25 Kilometer werden viel ruhiger geschwommen, da hebt man sich seine Kräfte bis zum Schluss auf. Mir persönlich liegt das eher, auf der langen Strecke kann ich wesentlich besser meine Erfahrung ausspielen.
Wie sieht Ihr Verpflegungsplan für ein 25-Kilometer-Rennen aus?
Beim Langstreckenschwimmen wird grundsätzlich nicht so viel gegessen wie beim Triathlon oder beim Radfahren. Bei 25 Kilometern trinke ich meistens nur etwas Kohlenhydratreiches. Zum Schluss trinke ich auch ganz gerne mal eine Cola. Und falls doch mal der Hunger kommt, nehme ich ein Stück Banane oder einen Keks, aber das kommt eher selten vor. Die Verpflegung wird von den Betreuern mit einem langen Stab von einem Ponton aus angereicht. Man kann sich aber auch Gels in den Badeanzug stecken, um sich unterwegs selbst zu verpflegen.
Ihre Siegerzeit über 25 Kilometer lag bei der Weltmeisterschaft 2009 in Rom bei 5:48 Stunden. Woran denken Sie während eines so langen Rennens?
Da denke ich an viele Sachen. Hauptsächlich denke ich an das Rennen und beobachte, ob meine Gegnerinnen müde werden. Dazu muss ich konzentriert sein. In der Anfangsphase, so in den ersten drei Stunden, wenn das Tempo noch etwas ruhiger ist, schalte ich den Kopf aber auch mal ab. Dann denke ich an etwas Schönes, wie zum Beispiel an meinen Sohn.
Auch auf den langen Strecken liegen zwischen den Erstplatzierten oft nur Zehntelsekunden. Welche Rolle spielt Taktik im Freiwasser?
Taktik spielt eine große Rolle. Man muss sich seine Kraft richtig einteilen und sich im richtigen Moment gut im Feld positionieren. Ich habe schon viele Rennen gewonnen, weil ich die bessere Taktik als meine Gegnerinnen hatte.
Letztes Jahr verstarb der US-Amerikaner Francis Crippen bei hohen Außentemperaturen und einer Wassertemperatur von mehr als 30 Grad während des Weltcup-Finals in Dubai. Sind die Sicherheitsvorkehrungen inzwischen verbessert worden?
Es gibt zumindest einen neuen Sicherheitsplan von der FINA, der mehr Begleitboote, Rettungsschwimmer und Ärzte vor Ort vorsieht.Die Wasserqualität lässt aber manchmal stark zu wünschen übrig.Beim Brasilien-Weltcup in Santos sind wir mit Baumstämmen kollidiert, in denen Nägel waren. Und mit toten Viechern wie Ratten. Es geht also auch um die Wasserqualität und um die Wassertemperatur. Wir Schwimmer hatten nach dem Vorfall in Dubai eine Wassertemperatur von 18 bis 28 Grad gefordert. Dem wurde nicht entsprochen, die FINA hat eine Wassertemperatur von 16 bis 31 Grad festgelegt - das ist in meinen Augen nicht sportlergerecht.