Langsam werden die Freigewässer wärmer, doch bei Wassertemperaturen unter 20 Grad Celsius setzen viele Schwimmerinnen und Schwimmer lieber auf einen Neoprenanzug. Die schwarze Gummipelle hält den Körper warm und macht zusätzlich schnell. Das liegt am Auftrieb fördernden Material und den guten Gleiteigenschaften. Vor allem schwächere Schwimmer können davon profitieren. Durch das Auftriebsplus erzielen sie eine ähnlich gute Wasserlage wie bessere Schwimmer.
Während Neoprenanzüge im Triathlon zur Standardausrüstung gehören, können oder wollen sich viele Schwimmer mit den bis zu 1.000 Euro teuren Wetsuits nicht anfreunden. Manche Puristen halten die Anzüge für komplett überflüssig. Ihrer Meinung nach gehöre es zur Disziplin Freiwasserschwimmen, mit allen Bedingungen klarzukommen. Und dazu zählten neben Wellen, Wind und schlechter Sicht eben auch sehr kalte oder sehr warme Wassertemperaturen. Bei Traditionsveranstaltungen wie dem Ärmelkanalschwimmen darf zum Beispiel nur in Badehose oder Badeanzug geschwommen werden.
Neo bis 20 Grad erlaubt
Mit steigender Popularität des Freiwasserschwimmens – nicht nur zu Corona-Zeiten – hat der Weltverband FINA dennoch vor einigen Jahren reagiert. Seit 2017 ist das Tragen eines Neoprenanzugs bei FINA-Events unter bestimmten Umständen erlaubt oder sogar vorgeschrieben. Es gilt:
- bei Wassertemperaturen zwischen 16 und 18 Grad ist das Tragen eines Neos Pflicht (unter 16 Grad findet kein Schwimmen statt)
- liegt die Wassertemperatur am Wettkampftag zwischen 18 und 20 Grad ist der Anzug optional
- ist das Wasser wärmer als 20 Grad ist ein Neoprenanzug verboten.
Zur Bestimmung der Wassertemperatur heißt es im Reglement: “Die Wassertemperatur muss am Wettkampftag, zwei Stunden vor dem ersten Start, in der Mitte des Kurses oder der Strecke in einer Tiefe von 0,4 m gemessen werden. Die Messung muss in Anwesenheit des Schiedsrichters und des Sicherheitsbeauftragten erfolgen. Das Ergebnis der Messung ist vor Wettkampfbeginn den Sportlern bekannt zu geben.“
Nun ist die Auswahl an Neoprenanzügen gewaltig, denn zu den bekannten Schwimmausrüstern wie Arena, Speedo, Head oder Zaosu gesellen sich Wetsuit-Spezialisten, deren Namen vor allem unter Triathleten einen guten Klang haben. Hier seien zum Beispiel die Marken Sailfish, Orca oder 2XU genannt. Fast alle Anbieter haben Einsteigermodelle zwischen 150 und 300 Euro im Sortiment. Wie bereits erwähnt, erreichen die Preise der Topmodelle inzwischen fast den vierstelligen Bereich. Bei dieser Investition will eine Anschaffung gut durchdacht sein.
Warm an der Brust, dehnbar an der Schulter
Es empfiehlt sich, bei einem Testschwimmen verschiedene Anzüge auszuprobieren, denn nicht immer ist der teuerste Anzug auch der beste. Unterschiede gibt es in der Materialqualität, der Verarbeitung, beim Schnitt, bei der Dehnbarkeit und bei der Komposition eines Anzugs. So ist das Material im Brust- und Oberschenkelbereich mit bis zu fünf Millimetern relativ dick, um an diesen Stellen gezielt für Wärme und Auftrieb zu sorgen. An den Schultern wird eher dünnes und sehr dehnbaren Material verwendet, welches den Kraularmzug so wenig wie möglich behindert. Man muss sich vorstellen, dass man den Arm mit jedem Zug gegen den Widerstand des Gummis nach vorn bewegt. Das wird mit einem schlechten Anzug auf Dauer ziemlich anstrengend.
Für Schwimmer, die an Wettkämpfen teilnehmen möchten, gestaltet sich die Suche nach dem richtigen Anzug zusätzlich problematisch. Zwar gibt es für die meisten Hobby-Veranstaltungen wie etwa das Fördecrossing, den Wakenitzman oder das Langstreckenschwimmen in der Müritz keine bestimmten Vorschriften hinsichtlich des Anzugs. Anders sieht es jedoch bei Meisterschaftsrennen innerhalb des DSV aus. Hier gelten zum Einen die oben genannten Regeln bezüglich der Wassertemperatur, das heißt, es ist unsicher, ob überhaupt mit Neo geschwommen werden darf. Außerdem dürfen, wie im Pool, nur von der FINA zugelassene Anzüge getragen werden. Ob das wiederum bei einer Materialkontrolle tatsächlich geprüft wird, steht auf einem anderen Blatt.
FINA will Materialschlacht verhindern
Damit ein Wetsuit den Zusatz “FINA approved” erhält, muss er vom Hersteller bei der FINA eingereicht und dort getestet werden. Es gibt genaue Vorschriften zur Materialzusammensetzung, zum Schnitt und zur Materialstärke. Durch den Zulassungsprozess will der Verband eine Materialschlacht wie bei den Hightech-Anzügen während der Nullerjahre verhindern und für mehr Chancengleichheit sorgen. Dazu eine spannende Statistik: In den ersten Jahren nach Einführung der Anzüge zur Saison 2017 wurden 80 bis 90 Prozent der eingereichten Neoprenanzüge von den Materialprüfern abgelehnt. Schuld daran war in den meisten Fällen zu dickes Material und manchmal auch Probleme mit dem Design (zu kurze Arme oder sogenannte Panels an Armen). Inzwischen haben sich die Hersteller aber soweit auf die Tests eingestellt, dass zwar deutlich weniger Anzüge eingereicht werden, jedoch immerhin jeder zweite die Prüfung besteht.
Die wichtigsten Anforderungen an einen FINA-approved Neoprenanzug (laut FINA By Laws Nr. 8 Swimwear):
- Der Anzug muss aus wärmeisolierendem Material sein. Er darf mehrschichtig sein, muss aus mindestens einer wasserundurchlässigen Schicht bestehen und darf kein injiziertes Gas enthalten.
- Die Dicke des Materials muss zwischen drei und fünf Millimeter betragen, in spezifischen Bereichen (z. B. am Rücken und im Schulterbereich) kann die Dicke unterschritten werden.
- Der Anzug muss aus einem Teil bestehen, Reißverschlüsse sind zulässig.
- Der Anzug muss den Oberkörper, Rücken, die Schulter und Knie komplett bedecken. Die Ärmel müssen mindestens bis zu den Ellenbogen reichen.
- Der Anzug darf über den Nacken, die Fuß‐ oder Handgelenke hinausreichen.
- Die Oberfläche darf keine markanten Erhebungen aufweisen.
Shortys und armlose Anzüge nicht erlaubt
Daraus folgt, dass zum Beispiel sogenannte Shortys nicht erlaubt sind, weil diese Anzüge oberhalb der Knie enden. Auch die bei vielen Schwimmern beliebten Anzüge mit freien Armen kommen für offizielle Wettkämpfe nicht in Frage. Grund ist in beiden Fällen, dass die Anzüge in erster Linie für Wärme sorgen sollen.
Zusammengefasst ist es schwierig, eine Kaufempfehlung zu geben. Natürlich ist das wichtigste, dass ein Anzug überhaupt zur Konstitution eines Sportlers oder einer Sportlerin passt. Zudem sollte man bedenken, dass man den Anzug wohl vor allem im Training tragen wird. Auf der anderen Seite ist es theoretisch möglich, bei den ganz wenigen offiziellen Wettkämpfen mit Neo-Zulassung mit einem “falschen” Anzug disqualifiziert zu werden.
Abschließend dokumentieren wir die aktuelle FINA-Liste der genehmigten Anzüge. Um welchen Hersteller es sich im Einzelfall handelt, wird aus den kryptischen Bezeichnung leider nicht immer ersichtlich. Auffällig ist, dass bekannte Marken wie Sailfish, Orca oder Speedo fehlen.
Model 1 | Model 2 | Ref | Gender | FINA# | From |
Arena Wetsuits | Tri Wetsuit | 1A631 | Female | AR270758 | 01.01.2017 |
Arena Wetsuits | Tri Wetsuit Carbon | 1A632 | Female | AR270759 | 01.01.2017 |
Arena Wetsuits | Tri Wetsuit | 1A630 | Male | AR170761 | 01.01.2017 |
Arena Wetsuits | Tri Wetsuit Carbon | 1A629 | Male | AR170762 | 01.01.2017 |
Open Water Swimming Wetsuit | Athlon | S307THTF2 | Female | EF270975 | 01.01.2018 |
Open Water Swimming Wetsuit | Athlon | S307THT2 | Male | EF170976 | 01.01.2018 |
J COMPETITION | CHALLENGER MULTI-THICKNESS | JCWSU99001 | Male | JA170977 | 01.01.2018 |
Rapid | Men wetsuit Rapid | M2018 02 | Male | MA170978 | 01.01.2018 |
Rapid | women wetsuit Rapid | M2028 02 | Female | MA270979 | 01.01.2018 |
Advance Wetsuit | Women’s Advance Wetsuit | WS18WADV10 | Female | ZN270764 | 01.01.2018 |
Advance Wetsuit | Men’s Advance Wetsuit | WS18MADV101 | Male | ZN170763 | 01.01.2018 |
wetsuit | ATANA | HD-15160-1// HD18490 | Female | HU271155 | 01.01.2019 |
JET | women wetsuit Jet | M202801 | Female | MA171156 | 01.01.2019 |
JET | Men wetsuit Jet | M201801 | Male | MA171157 | 01.01.2019 |
OPEN WATER | OPENWATER FREE 3.2 – MAN | 452493 | Male | HE271158 | 01.01.2019 |
OPEN WATER | OPENWATER FREE 3.2 – LADY | 452492 | Female | HE271159 | 01.01.2019 |
wetsuit | MACH4 | 19010 | Male | DA171160 | 01.01.2019 |
Advance Wetsuit | Women’s Advance Wetsuit | WS18WADV10 | Female | ZN270764 | 01.01.2019 |
Advance Wetsuit | Men’s Advance Wetsuit | WS18MADV101 | Male | ZN170763 | 01.01.2019 |
Open Water Swimming Wetsuit | OWP | WMK9H102 | Male | MK261210 | 01.01.2019 |
Open Water Swimming Wetsuit | OWP | WMK9H102 | Female | MK261210 | 01.01.2019 |
JCOMPETITION | CHALLENGER MULTI-THICKNESS | JCWSD99003 | Female | JA261485 | 01.01.2019 |
wetsuit | JRB-1 | HD-17020-2 | Male | HU161471 | 01.01.2020 |
JCOMPETITION | CHALLENGER MULTI-THICKNESS | JCWSD99003 | Female | JA261485 | 01.01.2020 |
Open Water Swimming Wetsuit | OWP | WMK9H102 | Male | MK261210 | 01.01.2020 |
Racing Wetsuit | Z-ELITE FULL-BODY WETSUIT | 3004 | Male | ZA172276 | 01.01.2020 |
TRIATHLON | RACER women | SU3950131 | Female | AL272921 | 01.01.2020 |
TRIATHLON | RACER men | SU3940131 | Male | AL172955 | 01.01.2020 |
TRIATHLON | RACER women | SU3950131 | Female | AL272921 | 01.01.2020 |
TRIATHLON | RACER men | SU3940131 | Male | AL172955 | 01.01.2020 |
TRIATHLON SUIT | PHANTOM men | SU7320175 | Male | AL172651 | 01.01.2020 |
TRIATHLON SUIT | PHANTOM women | SU7340175 | Female | AL272658 | 01.01.2020 |
TRIATHLON SUIT | PHANTOM women | SU7340175 | Female | AL272658 | 01.01.2020 |
TRIATHLON SUIT | PHANTOM men | SU7320175 | Male | AL172651 | 01.01.2020 |