Samstag, 20. April 2024

Führende Doping-Experten verlassen FINA aus Protest

Obwohl sie für Olympia eigentlich gesperrt waren, durften russische Schwimmer in Rio starten: Aus Verärgerung darüber haben jetzt drei Doping-Experten des Welt-Schwimmverbands ihren Rücktritt erklärt.

Mit ihrer Aktion protestieren Professor Andrew Pipe (Kanada), Dr. Larry Brown (USA) und Dr. Susan White (Australien) gegen die laxe Doping-Politik der FINA. Der Verband hatte unter anderem die zweifache Silbermedaillengewinnern Yulia Efimova in Rio starten lassen, obwohl die Doping-Expertenkommission (DCRB) eine Sperre empfohlen hatte. Pipe war bisher Vorsitzender des DCRB.

„Trotz unseres Knowhows hat sich die FINA entschieden, unsere Ratschläge zu ignorieren. Darüber waren wir sehr enttäuscht“, erklären die drei Experten laut swimvortex.com in ihrem Rücktrittsschreiben. „Noch enttäuschender war für uns allerdings, dass wir keine Antwort auf unsere schriftliche Anfrage nach den Gründen für die FINA-Entscheidung erhalten haben.“

„Das ist erschreckend“

Mit Bestürzung reagierte Lars Mortsiefer von der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) auf die Rücktritte von Pipe, Brown und White. „Das sind absolute Koryphäen im Anti-Doping-Kampf“, sagte Mortsiefer dem SID. „Es ist erschreckend, wenn eine solche Fachkompetenz in einem Verband offenbar nicht erhört wird und zu einem solchen Schritt fast schon gezwungen wird.“ Weiter sagte der NADA-Vorstand: „Die Rücktritte zeigen, dass die Stimmen lauter und die Zeichen immer deutlicher werden. Es wird immer offensichtlicher, dass die Verbände mit der Anti-Doping-Arbeit überfordert sind. Es braucht mehr unabhängige Organisationen.“

Die FINA bedauerte in einem offiziellen Statement zwar den Vorgang, wies bei der Nominierung der russischen Schwimmer aber jede Schuld von sich. „Die Olympischen Spiele sind ein Event des Internationalen Olympischen Komitee. Die Entscheidung über die Teilnahme russischer Athleten wurde durch den CAS und das IOC getroffen“, heißt es. Der CAS ist der internationale Sportgerichtshof.

Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.

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