Donnerstag, 18. April 2024

Freibäder und Corona | Entspannt schwimmen wie selten zuvor

Selten so oft freie Bahn gehabt. Viele Freibäder im Land haben sich und den Besuchern in diesem Sommer mit der fiesen Pandemie ganz spezielle Regeln gegeben. Was hatten wir Schwimmer nicht alles befürchtet. Dass die Bäder gar nicht öffnen würden. Dass die neuen Regelungen ein Training unmöglich machen würden. Dass die Kommunen es bestimmt nicht hinbekommen würden, den Zugang zu den Freibädern vernünftig zu regeln. Und jetzt? Der eingeschränkte Betrieb läuft vielerorts glänzend. Respekt.

Zwei Beispiel: Ludwigsburg und Korb. Freibäder, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das Bad in der Barockstadt Ludwigsburg hat ein 50-Meter- und ein 25-Meter-Becken. Die Stadt hat fast 100.000 Einwohner. Im keinen Weinort Korb im Remstal (11.000 Einwohner) – wie Ludwigsburg etwa 20 Kilometer von Stuttgarter entfernt – gibt es ein Freibad mit einem 25-Meter-Becken, oft ist es in der Mitte mit einem dicken Seil getrennt, in einen Nichtschwimmer- und einen Schwimmerbereich.

Platz zum Überholen

Martin Tschepe Schnellschwimmerbahn im Freibad Ludwigsburg.

Ein Morgen im Hochsommer im Ludwigsburger Neckarfreibad. Die Eintrittskarte habe ich mir am Vortag online bestellt. Kein Anstehen an der Kasse, kein Warten am Beckenrand. Nur kurz das Smartphone vorzeigen. Es sind kaum ein Dutzend weitere Schwimmer da. Alle verteilen sich auf den abgeleinten Doppelbahnen. Auf den beiden Bahnen für Schnellschwimmer können Schnellschwimmer tatsächlich schnell schwimmen. Wie cool ist das denn! Überholen mit Abstand ist gar kein Problem. Selten so entspannt trainiert wie in diesem speziellen Sommer.

Man muss nicht befürchten, dass jemand vom Rand ins Wasser springt. Niemand sitzt am Beckenrand und lässt die Beine im Wasser baumeln. Das Sportbecken ist tatsächlich weitgehend für Sportler reserviert. In Ludwigsburg darf jeder Badegast eine Stunde lang schwimmen. Und wenn die nächste Stunde nicht ausgebucht ist, dann ist es völlig okay länger im Wasser zu bleiben. Mit reichen meine 60 Minuten am Morgen aber eigentlich immer.

Extra Frühschwimmen in Korb

Ein Abend in Korb. Die Massen haben das kleine Bad, das von einem Verein betreiben wird, längst verlassen. Online anmelden kann und muss man sich hier nicht. Wenn 300 Leute im Bad sind, dann ist halt Schluss. Falls weitere Badegäste kommen, dann läuft der Vereinsvorsitzende Albert Heinrich einmal über die Wiesen und bitte jene, die schon länger da sind, demnächst zu gehen – damit die anderen draußen vor der Türe auch noch zum (Kraul)Zug kommen. Klappt meistens.

Martin Tschepe Reichlich Platz im Freibad von Korb.

Gegen 19.30 Uhr, spätestens um 20 Uhr ist das Becken normalerweise leer. Wir nehmen die Leine aus dem Becken – und können gut trainieren. Korb hat speziell für diesen Corona-Sommer einen Frühschwimm-Tag für Vereinsmitglieder eingeführt. Der Club hat seit dem Start in die neue, verkürzte Saison Anfang Juni (Korb war das erste geöffnete Freibad in ganz Baden-Württemberg) zig neue Mitglieder gewonnen. Manche kommen von weit her.

Können die Regeln bleiben?

Keine Frage, Corona ist schlimm. Und trotzdem wünschen sich viele Sportschwimmer, dass ein paar der neuen Regelungen noch gelten, wenn die Pandemie (hoffentlich bald) weitgehend überwunden ist. Erweiterte Öffnungszeiten für Aktive zum Beispiel. Abgetrennte Bahnen für schnelle und weniger schnell Krauler. Sportbecken tatsächlich für Sportler und nicht für Damen oder Herren, die im Wasser mehr plaudern wollen als schwimmen.

Martin Tschepe
Martin Tschepehttp://www.bahn9.de/
Martin Tschepe ist freier Autor, Swimguide, Freiwasser- und Eisschwimmer des SV Ludwigsburg.

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