Donnerstag, 25. April 2024

40 Kilometer durch die Weser

Als Beckenschwimmer hatte Marcus Reineke alles erlebt. Im Kindesalter mit dem Sport angefangen, fand er nach zehnjähriger Schwimmpause mit Mitte Zwanzig den Weg zurück ins Wasser. Das Mastersschwimmen hatte den Niedersachsen gepackt und mit zunehmendem Alter schlug er immer weiter vorne an. Irgendwann reichte es auf seinen Spezialstrecken 400 Meter Lagen und 200 Meter Brust zu deutschen Meistertiteln in der Altersklasse und zur Vize-Europameisterschaft.

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Irgendwann wurde Reineke das Poolschwimmen zu langweilig. Es folgten einfache Freiwasserschwimmen, dann härtere Sachen wir das Inselschwimmen Norderney, der Wakenitzman und die Eismeile. Schließlich stellte er sich die Frage, ob so eine Herausforderung nicht auch vor der eigenen Haustür möglich wäre. Schließlich wohnt der heute 46-Jährige in Rinteln direkt an der Weser. Doch wohin könnte das Schwimmen führen? Die Wahl fiel auf Minden, das etwa 40 Kilometer Flussabwärts liegt. „Dieser Abschnitt ist aus einem Volkslied ‚Wo die Weser einen großen Bogen macht‘ bekannt“, sagte Reineke. „Die Weser ändert ihre Richtung von west- nach nordwärts und bahnt sich ihren Weg durch die Porta Westfalica zwischen Weser- und Wiehengebirge hindurch.“

Ein Facebook-Post erhöhte die Zahl auf 17

Die Idee war also geboren und mit Trainingskollege Florian Battermann war schnell ein Mitstreiter gefunden. Zwei Schwimmer sind ja ganz nett, sagten sich die beiden, doch zehn wären noch viel besser. Reineke: „Mittlerweile kennt man sich ja untereinander, alles Verrückte im besten Sinn. Eine kurze Mail und schon waren wir neun.“ Ein Facebook-Post erhöhte die Zahl auf 17 Extremschwimmer von Schleswig-Holstein bis Bayern und von Dresden bis Amsterdam. „Alle weiteren Anfragen musste ich leider ablehnen“, sagt Reineke. Der Organisationsaufwand wäre sonst zu groß geworden.

Veranstalter Solo und in Kleingruppen schwimmen die Athleten die Weser runter.

Auch so gab es für den Leiter einer Schwimmschule und seine Frau Stefanie viel zu tun. Bis zum 3. September musste der genaue Ablauf des Schwimmens mit Start- und Zielort festgelegt und genügend Boote und Begleitpaddler organisiert werden. Außerdem sollte es ein Buffet geben sowie Urkunden und Medaillen für alle Teilnehmer. Auch weil viele Details nicht genau vorhersehbar waren, sollte die Premiere nicht als Wettkampf deklariert werden, sondern eher als gemeinsames Schwimmen.

Am Tag des 1. Weserschwimmens fanden sich schließlich 14 Männer und drei Frauen sowie ein Fernsehteam von Sat 1 in Rinteln ein. Jeder Teilnehmer wurde einem Kajak zugeordnet und erhielt eine Restube-Rettungsboje. Einige Schwimmer traten im Neo an, andere nahmen die Distanz bei 22 Grad Wassertemperatur in Badehose in Angriff.

Die Strömung im Rücken

„Nach 400 Metern ging es unter der ersten Weserbrücke hindurch, auf der viele Zuschauer das Ereignis verfolgten“, erzählt Reineke. Danach ging es südlich des Weserberglandes vorbei an Kuhwiesen und Weserstränden. „Der Fluss schlängelt sich hier in großen Bögen durch die Landschaft. Durch die ständig wechselnden Licht- und Strömungsverhältnisse wurde das Schwimmen nie langweilig. Die nächste Brücke bei Eisbergen tauchte nach sechs Kilometern und etwa 45 Minuten auf. Begleiter, Fotografen und das Kamerateam konnten alle paar Kilometer die Schwimmer sehen, anfeuern und verpflegen.“

Veranstalter Glücklich und zufrieden im Ziel: Marcus Reineke.

Wiederholung 2017? Sehr wahrscheinlich!

Trotz Strömung von bis zu vier Stundenkilometern zog sich das Feld schnell in die Länge. Nach und nach passierten die Schwimmer die Fußgängerfähre in Veltheim und eine lange Gerade bei Borlefzen, auf der der Wind stark von vorn blies. Eine langgezogene Rechtskurve, eine Eisenbahnbrücke und Vlotho war erreicht. Halbzeit nach gut 2 Stunden und 40 Minuten. Anschließend schlängelte sich die Weser unter der A2 hindurch und durch eine grüne Auenlandschaft. Die Porta Westfalica mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal markierte Kilometer 32 (Reineke: „Langsam wurden die Arme schwer“). Die Weser wird hier etwas breiter und langsamer.

Die Teilnehmer des 1. Weserschwimmen

PLATZNAMEORTZEIT
1Sebastian BarschAhrensburg5:06:20
2Fergil HestermannDiemen5:22:44
3Karsten SasseHamburg5:30:28
4Marcus ReinekeRinteln5:30:52
Markus KampmeierRheda-Wiedenbrück5:30:52
6Marco HohlenHannover5:38:42
7Manfred GroßRheda-Wiedenbrück5:49:48
8Stefan RungeGrönwohld5:52:06
9Andreas FarrenkopfBad Homburg6:04:58
10Conny PrasserMoritzburg6:13:05
11Florian BattermannHannover6:24:31
12Matthias KaßnerBerlin6:24:34
13Jens CaninenbergHellental6:27:21
14Birgit KleberBonn6:27:28
15Hartmut KumlehnHeinade6:27:30
16Angela StrosnyModautal6:49:50
Carsten HilkerDetmold6:49:50

Nach 40 Kilometern und etwas mehr als 5 Stunden erreichte Sebastian Barsch aus Ahrensburg als Erster den Weserstrand in Minden. Nach und nach trudelten die anderen Schwimmer ein, wobei Conny Prasser aus der Nähe von Dresden als erste Frau wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Nachdem alle Athleten im Ziel waren, Aufgaben gab es bei der Premiere keine, ging es gemeinsam zurück nach Rinteln zur Siegerehrung und Nahrungsaufnahme.

Marcus Reineke verbucht das 1. Weserschwimmen als großen Erfolg. Viele fragten bereits, ob es 2017 eine Wiederholung geben wird. Die Antwort: „Wir arbeiten daran und haben auch schon einige schöne Ideen“.

Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.

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