Dienstag, 19. März 2024
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Zuspitzung der Leistungsfähigkeit

Zuspitzung, das ist ein alternativer Begriff für die letzten Wochen und Tage vor dem wichtigen, vielleicht wichtigsten, Wettkampf des Jahres. In dem Wort steckt noch viel mehr der klare Anspruch, die Leistung des Sportlers zuzuspitzen, das heißt, den Fokus wie ein Brennglas auf den entscheidenden Wettkampf zu richten. Doch wie spitzt man richtig zu?

Feintuning vor dem Rennen

Häufig wird die Phase der UWV (unmittelbare Wettkampf-Vorbereitung) mit dem Merkmal des Ausruhens gleichgesetzt. Sicher, das gezielte Ausruhen und Erholen von den vorherigen mehrwöchigen Trainingsbelastungen ist ein wichtiger Punkt. Genauso wichtig ist es aber, die relevanten Fähigkeiten auf das bevorstehende Ereignis einzurichten. Wie beim Feintuning eines Hochleistungsmotors in der Formel 1 geht es nun darum, das Spiel von Ventilen, Hebeln und anderen Parametern auf das einzustimmen, was spezifisch benötigt wird.

Somit kann eine Faustregel gelten: Umfänge runter, Intensitäten rauf bei möglichst viel Erholung. Das klingt nach einer schwierigen Aufgabe. Und das ist es auch, zumal jeder Sportler ein wenig anders reagiert, wenn er aus einer Phase des umfangbetonten Trainings plötzlich deutlich weniger trainiert. Was bei dem einen Schwimmer fast automatisch zu einem Leistungsanstieg führt, muss bei dem anderen Sportler sehr detailliert geplant werden.

Französische Studie

Eine französische Gruppe von Wissenschaftlern um Jean-Francois Toussaint von der Universität Paris wollte herausfinden, inwieweit verschiedene Taperprogramme über eine Dauer von sechs Wochen wirken. Dabei wurden französische Eliteschwimmer über mehrere Jahre beobachtet und ihre Leistung dokumentiert. Die Taperphase mit dem Ziel Hauptwettkampf wurde unterteilt in zwei Abschnitte. Abschnitt 1 war die drei Wochen andauernde sogenannte Overload-Periode (OP), das bedeutet die letzte Phase sehr intensiven Trainings. Der zweite, ebenfalls drei Wochen lange Abschnitt wurde als Taper-Periode (TP) bezeichnet.

Das Ergebnis der 2013 im Journal of Sports Science & Medicine veröffentlichten Studie war eindeutig. Eine hohe Belastung der OP-Phase gefolgt von einer linearen Reduzierung der Umfänge brachte das beste Ergebnis. Zusätzlich stellten die Wissenschaftler fest, dass ein kurzer Belastungshöhepunkt in der ersten Woche der Taperperiode, also erhöhte Intensität bei geringen Umfängen, nochmals die Leistungen zum Hauptwettkampf hin verbesserte.

Vertrauen in die Wirkung

Tapern bedeutet also immer auch ein Herantasten an das Optimum und ist sicherlich auch abhängig von den Trainingsbedingungen, dem Trainingsalter und anderen Parametern. Folgen Sie der Grundregel der sich reduzierenden Umfänge bei gleichzeitiger gezielter und sehr punktueller wie auch spezifischer Steigerung der Intensitäten, haben Sie ein erfolgreiches Gerüst für Ihre Formzuspitzung. Ergänzt um regenerative Inhalte werden Sie schon sehr schnell spüren, wie sich der Organismus umstellt und insgesamt agiler wird.

Bleiben Sie vor allem aber gelassen. In vielen Fällen kann sich nach einigen Tagen auch das sogenannte Taperloch entwickeln. Das ist der Umwandlungsstatus, wenn der Organismus spürt, dass er umfangsmäßig weniger zu leisten hat und kurzfristig etwas an Spannkraft verliert. Vertrauen Sie Ihrer Strategie und widerstehen Sie dem Versuch, das Training wieder anzuziehen oder mit Krampf die Leistung nach oben ziehen zu wollen. Denn schlussendlich ist es auch das Vertrauen in die Stärke des Trainingsplans, der die Leistung zum Tag X auf das höchste Niveau bringen wird.

Holger Lüning
Holger Lüninghttps://holgerluening.de/
Holger Lüning ist Sportwissenschaftler und Schwimmtrainer mit rund 30 Jahren Erfahrung im Hochleistungssport. Er schwamm er in der Bundesligamannschaft des EOSC Offenbach und gewann im Masterbereich zahlreiche Meistertitel.

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