Donnerstag, 18. April 2024

Zwei Schwimmerinnen, zwei Meinungen | Training im Team oder lieber allein?

Bist du im Wasser eher der Typ einsamer Cowboy oder Mannschaftssportler? Wenn es um Trainingsgruppen geht, scheiden sich die Geister. Unsere Redakteurinnen Anna Bruder und Jule Radeck haben jeweils ihre favorisierte Trainingsform – und halten ein Plädoyer, warum ihre Wahl die bessere ist.

Schwimmtraining auf Fuerteventura
Training in der Gruppe motiviert, alles zu geben.

Jule: „Schwimmen ist Mannschaftssport“

Seit ich sechs Jahre alt bin, schwimme ich im Verein. Schon immer gibt es für mich Training in der Gruppe und das will ich auch nicht missen. Natürlich schwimme ich gelegentlich auch allein, aber es dauert nie lange, bis ich mir eine Gruppe oder mindestens einen Mitschwimmer wünsche. Klar, kommt es zum Wettkampf, ist Schwimmen ein Einzelsport. Aber das Training? Da steht und fällt alles mit einer guten Mannschaft!

Manchmal fehlt einfach die Motivation zum Training. Zum Beispiel nach einem langen Arbeitstag, wenn das Wetter so richtig ekelig ist. Dann ist das Sofa einfach um einiges verlockender, vor allem wenn ich erst einmal darauf liege. Total doof, denn eigentlich freue ich mich immer aufs Training und spätestens, wenn ich ins Wasser springe, ist die Trainingsmotivation da. Aber noch mal aufstehen, die Tasche packen und in die Schwimmhalle fahren, erscheint in solchen Momenten nahezu unmöglich. Es sei denn, ich werde erwartet. Was eine Schmach wäre es, mit der Ausrede „Das Sofa ist gerade so gemütlich“ kurz vor knapp abzusagen? Das geht nicht! Also, Tasche packen und los.

Keine Ausreden

Auch im Wasser hat eine Trainingsgruppe für mich nur Vorteile. Wir schwimmen den gleichen Trainingsplan und können uns gegenseitig Pushen. Beim Sprint noch mal alles geben? Funktioniert deutlich besser, wenn jemand neben mir schwimmt. Und jede noch so harte Serie wird gleich viel erträglicher, wenn man gemeinsam leidet und sich doch durch die Aufgabe pusht. Am liebsten sogar noch mit Trainer am Beckenrand, der mit wachsamem Blick Technik und Zwischenzeiten kontrolliert und korrigiert. So macht Training am meisten Spaß!

Anders sieht es aus, wenn ich allein schwimmen muss. An schlechten Tagen fällt es mir schwer, die Aufgaben komplett durchzuziehen. Läuft es nicht, ist die Hürde gering, Anpassungen vorzunehmen. Vor allem, wenn der Trainingsplan nicht festgeschrieben ist. Hin und wieder ist es für mich in Ordnung, allein zu schwimmen. Aber wie man das bevorzugen kann, verstehe ich nicht.

Anna: „Lasst mich doch alle in Ruhe“

Um vorab für Klarheit zu sorgen: Ich bin Triathletin, das Schwimmen ist meistens meine drittliebste Disziplin. Es macht mir Spaß, wenn ich erst einmal im Hauptprogramm angekommen bin und hinterher bin ich immer stolz, es durchgezogen zu haben. Wenn ich das Fitnessstudio betrete, in dem sich mein Trainingspool befindet, wandert mein erster Blick dorthin. Glücklicherweise kann man sofort die Lage peilen, denn das 25-Meter-Becken liegt mehr oder weniger im Foyer hinter einer Glasscheibe. Was ich dann sehe, entscheidet über den Grad meiner Motivation für das Training. Oftmals ist absehbar, dass ich (vorerst) eine Bahn für mich allein haben werde oder sie mir mit maximal einer Person teilen muss. Besser geht es nicht.

Genussvolle Ruhe

Zu zweit kann man nebeneinander schwimmen und Kreisverkehr vermeiden. Den mag ich nämlich überhaupt nicht. Das ist der Hauptgrund, weshalb ich Mitglied des Fitnessstudios bin und nur sehr selten den öffentlichen Badebetrieb nutze. Preislich ist der Unterschied nicht so groß, dass es mir wert wäre, mich bereits beim Einschwimmen zu ärgern. Wenn ich mir mit drei oder mehr Personen die Bahn teilen muss, komme ich mir dauerhaft als eine Belästigung für schnellere Schwimmer vor. Falls ich einmal selbst zu den Schnelleren gehören sollte, bin ich trotzdem zu langsam, um entspannt überholen zu können. Sicher wäre das etwas anderes, wenn ich mit Gleichgesinnten auf einem ähnlichen (niedrigen) Niveau das Training abspulen würde. Eine Verabredung könnte zudem dazu führen, dass ich wirklich um 6:30 oder 7 Uhr im Becken bin. Gleichzeitig genieße ich es, keine Termine zu haben und meine eigene Herrin zu sein. An Selbstdisziplin mangelt es mir nämlich nicht – zumindest wenn ich auf ein Wettkampfziel trainiere, für das (lange) Schwimmeinheiten nun einmal notwendig sind.

Intervalltraining
Frank Wechsel / spomedis

Für mich ist Schwimmen in Ermangelung einer Gruppe keine gesellige Sportart. Das finde ich aber gut so, denn ich genieße die Ruhe im Wasser. Ich kann mich voll und ganz auf die Bewegung konzentrieren und in den Pausen auf den nächsten Durchgang. Wenn ich das Becken dann möglichst schnell wieder verlassen und einen Haken an die Einheit machen kann, bin ich happy. Ich schließe nicht aus, dass aus mir noch eine Gruppenschwimmerin wird. Momentan gilt für mich aber definitiv die Devise: Weniger ist mehr.

Redaktion SWIM
Redaktion SWIMhttps://swim.de
Unser SWIM-Motto: "Schwimmen ist mehr als Kachelnzählen"

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